Bäcker-Fachverein „Eintracht“ feiert 300-Jähriges

Die Vorstandschaft mit Gratulanten vor den Vereinsfahnen von 1896 und 1976: BÄKO-Vorstandsmitglied Thomas Kuhlmann, stv. OM Rainer Hieronymus, OM Karl Gräf, OB Dr. Thomas Jung, Hartmut Mielke, Renate Kutzberger, Josef Kittel und Harald Witte (v.l.).

Fürth (buc) - Er ist der zweitälteste Verein der Kleeblattstadt und kann sich nach Jahren des Nachwuchsmangels wieder über steigende Mitgliedszahlen freuen: Mit einem Festabend im Gasthof „Schwarzes Kreuz" hat der Bäcker-Fachverein 1718 „Eintracht" Fürth sein 300-jähriges Bestehen gefeiert. Grund genug für Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung, vor gut 90 Gästen für die Bewahrung der Traditionen des Bäckerhandwerks und die Bereicherung der Stadtgeschichte seit mehr als zehn Generationen zu danken.


Der Jubiläumsverein zählt heute 76 Mitglieder und acht Ehrenmitglieder. 1. Vorsitzende ist Renate Kutzberger (76), die 2015 als Nachfolgerin des 23 Jahre lang amtierenden Alfred Kreuzer (84) eine drohende Auflösung verhindert hatte. Zur Seite stehen ihr Bäckermeister Harald Witte als 2. Vorsitzender, Bäckermeister Josef Kittel als 3. Vorsitzender und Schriftführer Hartmut Mielke.
Der Rathauschef dankte ihnen für ihr Engagement und die Identifikation mit ihrer Heimatstadt, in der nur die Königlich Privilegierte Schützengesellschaft Fürth (gegründet im 17. Jahrhundert) eine längere Historie vorzuweisen hat. Dr. Jung bekräftigte: Selbst wenn die Zahl der familiären Bäckereibetriebe zuletzt gesunken sei, bleibe dieses Handwerk bei qualitätsbewussten Kunden auch in Zukunft sehr gefragt.

Renate Kutzberger gab einen kurzen Abriss über Höhen und Tiefen der Geschichte des zweitältesten Bäcker-Fachvereins in Bayern. 1718 fand die Bäckergesellenzunft zusammen, die bis 1941 sogar ein eigenes Grab auf dem Michaels-Friedhof hatte. Die erste Vereinsfahne erwarb man 1776, die zweite 1864. Zu deren 25-jährigem Jubiläum stifteten die Bäckermeister ein prächtiges Fahnenband. 1876 feierte man die 100-jährige Fahnenweihe. 1882 wurde ein zweiter Gehilfenverein gegründet, der sich 1892 dem alten anschloss. 1905 wurde ein weiterer Verein unter dem Namen „Bäckergehilfenverein Eintracht Fürth" (Gründer: Schmerler, Platzöder, Leithner) ins Leben gerufen, und eine Sängerabteilung, die als „Vorschule" für den Gesangverein der Bäckermeister dienen sollte. 1907 wurde zudem ein Fachverein der Fürther Bäckermeistersöhne gegründet, in dem hauptsächlich fachlich gearbeitet wurde. 1926 beging der alte Bäckergehilfenverein 150-jähriges Fahnenjubiläum, löste sich dann aber 1929 auf und ging in den Verein „Eintracht" über.
1933 kam in der Nazi-Diktatur das Aus für den Verein. Nach dem Krieg rief 1948 der damalige Obermeister Gareis den Bäckergehilfenverein wieder ins Leben, und sofort traten 30 Mitglieder ein. 1949 gelobte man die alten Bräuche (berufliche Weiterbildung, sportliche Betätigung und geselliges Beisammensein) zu pflegen. Seit Gründung des Verbandes der bayerischen Bäckerfachvereine (1949) gehört man diesem an; und über dessen Sportausschuss nahm man erfolgreich an diversen Turnieren (Kegeln, Fußball, Quiz) teil.

Heute treffen sich die Mitglieder jeden ersten Mittwoch im Monat im Gasthaus Kirchberger in Fürth-Sack zum Vereinsabend, man organisiert Vorträge über Ernährungs- oder Umweltfragen, lässt sich informieren über Entwicklungen in der Stadt, besucht Betriebe wie „Der Beck" und geht auf Exkursionen. Geselliges Beisammensein wird gepflegt beim Bratwurst-Essen auf der Fürther Kärwa, bei der jährlichen Fahrt ins Fränkische Weinland oder der Weihnachtsfeier mit Tombola. „Wir werden den Verein auch künftig für Euch und ganz in Eurem Sinne führen", versprach die Vorsitzende.

Der Obermeister der Bäckerinnung Fürth-Neustadt/Aisch, Karl Gräf, gratulierte und überreichte neben einem verzierten Jubiläums-Brotlaib 300 Euro für die Vereinskasse. Es sei eine reife Leistung, handwerkliches Wissen und Geschick über drei Jahrhunderte zu bewahren. Er freue sich über den Fortbestand des Fachvereins.
Martin Scholz, Kassier des Verbandes der Bäckerfachvereine, wünschte für die Zukunft alles Gute und rief die Fürther Kollegen zur Teilnahme am Quizturnier 2019 auf, das in Nürnberg stattfinden wird. Sabrina Milde, stv. Vorsitzendes des Bäcker-Fachvereins Nürnberg, plädierte für enge Zusammenarbeit und verstärkte Nachwuchswerbung bei der Handwerksjugend.
Harald Witte warf in Fürther Mundart augenzwinkernd einen Blick auf Vergangenheit und Gegenwart des Vereins. Die frohe Botschaft dabei für die Zukunft: Die Mitgliederzahl steigt an - just am Abend des Jubiläumsfestes traten fünf Neulinge ein.

Während der Feier konnten die Gäste in der Vereinsgeschichte schnuppern - die Vorstandschaft hatte historische Fotos und Fahnen ausgestellt; die Zunfttruhe, alte Toten-Schilder und vieles mehr sind im Fürther Stadtmuseum verwahrt und ab November wieder zu besichtigen. Das Zenngrundorchester Veitsbronn umrahmte den von der BÄKO Franken Oberbayern-Nord gesponserten Sektempfang auf der Restaurantterrasse mit poppigen Rhythmen; nach einer Showtanzeinlage des „Nürnberger Trichters" lieferten „Die Gässlasgeiger" die Musik für die Tanzfreudigen der Bäckerzunft.


Fotonachweis: H.Buchmann