Bäckerei-Azubis lernen auch künftig in Fürth

Hoffen auf mehr Lehrlinge in den Bäckereiberufen: Berufsschuldirektor Ralf Dambier, Ehrenobermeister Hans-Jürgen Hartmann, Werbewart Josef Kittel und Obermeister Karl Gräf (v.l.).

Neustadt/Aisch (pr) - Eine gute und eine schlechte Nachricht brachte der Direktor des Berufsschulzentrums (BSZ) Fürth, Ralf Dambier, zur Jahreshauptversammlung der Bäckerinnung Fürth-Neustadt/Aisch mit. Die gute: Die fachliche Beschulung in den Bäckereiberufen am BSZ bleibt erhalten und wird durch die Konzentration auf zwei staatliche Schulen gewissermaßen gestärkt. Die schlechte: Wegen der Veränderungen bei den Schulsprengeln wird in Absprache mit der Regierung von Mittelfranken von Tagesbeschulung (ein Tag pro Woche) auf Blockbeschulung (jeweils eine Woche am Stück) umgestellt - für viele Betriebe mit knappem Personal schwer zu verkraften.

„Das wird uns noch mehr Lehrlinge kosten", prophezeite Innungs-Lehrlingswart Steffen Mergenthaler (Scheinfeld) in der Sitzung im Gasthof „Kohlenmühle" in Neustadt/Aisch. Denn Blockbeschulung erschwere die Einsatzplanung in Produktion und Verkauf und sei bei potenziellen Azubis unbeliebt. Wie ernst die Lage im Nachwuchsbereich ist, untermauerte er mit Zahlen: 26 aktive Betriebe der Innung bilden derzeit nur vier Lehrlinge im Bäckerhandwerk aus - einen im ersten, zwei im zweiten und einen im dritten Lehrjahr. Im Bäckerei-Fachverkauf sind es zehn Azubis (3/4/3).

Laut BSZ-Direktor Dambier soll es für die Bäckereiberufe künftig nur noch zwei staatliche Berufsschul-Standorte im Bezirk geben - Fürth und Weißenburg/ Gunzenhausen. Nürnberg hat zudem noch eine städtische Berufsschule. Für staatliche Schulen gelten Untergrenzen von sechs Azubis pro Berufsgruppe und 16 für Bäckerei und Fachverkauf gemeinsam. Kurz- und mittelfristig sollten diese Zahlen sichergestellt werden. Aber: „Der Schulstandort Fürth ist perspektivisch trotzdem in Gefahr, wenn die Lehrlingszahlen sich nicht stabilisieren." Die Blockbeschulung soll stufenweise mit der 10. Klasse beginnen (acht bis neun Wochen jährlich). Auch die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung im Fortbildungszentrum der Handwerkskammer für Mittelfranken wird es weiterhin geben.

Auf Antrag von Steffen Mergenthaler beschloss die Innung ein Schreiben an die Regierung; man bringt darin den Wunsch zum Ausdruck, dass künftig alle Azubis aus dem Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, der bisher zum Teil im Schulsprengel Ansbach lag, in Fürth die Berufsschule besuchen - auch die aus großen Filialbetrieben.

Obermeister Karl Gräf (Seukendorf) nannte neben Personal- und Nachwuchsmangel weitere Problemfelder des Bäckerhandwerks: Die hohen Energiepreise als Kostenfaktor, die Inflation und die Bürokratie sorgten dafür, dass pro Jahr in Deutschland 600 bis 800 Bäckereien schließen. Bei Themen wie Bon-Pflicht, elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung oder Verpackungs-Verordnung beschleiche ihn und seine Kollegen im Landesinnungsverband das Gefühl, dass viele Politiker „weit weg von der Realität in Handwerksbetrieben" agieren. Sie orientierten sich wohl vor allem an Bedürfnissen der Industrie.

Vor Ort ist die Innung auf vielen Ebenen aktiv: Bei einer Feier im Kulturforum Fürth sprach man 2023 fünf Bäcker und fünf Verkaufs-Azubis frei, die Bäckerei Gräf empfing eine Schulklasse auf der „Karriere-Tour" des Landkreises Fürth und man beteiligte sich Anfang 2024 an der Brotprüfung der Innung Nürnberg. Als Erfolg bewertete Werbewart Josef Kittel (Fürth) auch den gut besuchten Erntedankgottesdienst im Herbst in der St.-Marien-Kirche in Burgfarrnbach; 2024 soll die Neuauflage im Kreis Neustadt/Aisch stattfinden (z.B. in Emskirchen).

Die Innung hat heute nach Angaben von Geschäftsführer Thomas Mörtel (Fürth) 46 Mitglieder, davon sind 26 backende Betriebe. Im Vergleich zu 2023 blieb die Betriebszahl stabil. Da die Personaldecke für Vorstandsposten aber dünner wird, beschloss man eine Anpassung der Satzung gemäß Vorgabe des Zentralverbandes des Handwerks: Künftig muss der Vorstand nicht mehr aus Obermeister, Stellvertreter und sechs Mitgliedern bestehen, sondern kann eines bis drei weitere Mitglieder zählen. Im Amt des Rechnungsprüfers wurde Ehrenobermeister Hans-Jürgen Hartmann (Zirndorf) bestätigt; für seinen Kollegen Martin Scholz (Nürnberg) wird noch ein Nachfolger gesucht. Ehrend gedacht wurde des verstorbenen Mitglieds Georg Löslein (Wilhermsdorf) und des 29 Jahre lang als KHS-Geschäftsführer tätigen Karl-Heinz Tiefel (Cadolzburg).

Finanziell steht die Innung laut Thomas Mörtel auf soliden Füßen - auch dank höherer Rücklagen, für die es inzwischen wieder Zinsen gibt. Trotz eines geringen Defizits 2023 betonte er: „Man sollte die Betriebe nicht noch mehr belasten."

Wie man die Innung gerade für jüngere Mitglieder und Meister interessanter machen könnte, will Obermeister Karl Gräf durch verstärkten Austausch untereinander herausfinden. In Kürze soll ein Fragebogen dazu verschickt werden.

Als Gastreferent berichtete Thomas Kuhlmann, Vorstandsmitglied der BÄKO Franken Oberbayern-Nord (Langenzenn), über eine etwas entspanntere Lage am Rohstoff- und Energiemarkt. Angesichts neuer Belastungen z.B. durch die Erhöhung der Lkw-Maut lege die Genossenschaft ihren Kunden und Mitgliedern dennoch Einsparmöglichkeiten ans Herz, z.B. durch das Verbinden von Lieferungen. Da sich das lohne, habe man zuletzt 2,5 Mio. Euro ans Handwerk zurückerstattet.

 

BU:

Hoffen auf mehr Lehrlinge in den Bäckereiberufen: Berufsschuldirektor Ralf Dambier, Ehrenobermeister Hans-Jürgen Hartmann, Werbewart Josef Kittel und Obermeister Karl Gräf (v.l.).

Foto: PR