Fähige Mitarbeiter finden und halten

Bäcker-Obermeister Gräf: „Packen wir's an!" - Jahresversammlung der Innung Fürth-Neustadt/Aisch

Cadolzburg (pr) - Die Bäcker-Innung Fürth-Neustadt/Aisch traf sich beim Kafferöster Espressone zur Jahresversammlung. Obermeister Karl Gräf (Seukendorf) skizzierte dabei große Herausforderungen im Jahr 2018 - etwa den Fachkräftemangel in den Betrieben oder die von der Gewerkschaft NGG geforderte Lohnerhöhung um 6 Prozent. Gerade fähige Mitarbeiter zu finden und zu halten, entscheide über die Zukunft vieler Bäckereien. Sein Appell: „Packen wir's an!"

2017 führte man bei der Innungs-Brotprüfung Schulklassen ans Handwerk heran. Der Politik in Person von Landrat Matthias Dießl brachte man die Sorgen und Nöte des Handwerks z.B. bei einer Weihnachts-Visite in der Bäckerei Michael Körber in Langenzenn näher. Zum Sieg im Bezirks-Wettbewerb „Bayerns schnellster Bäcker" und Platz Zwei im Finale auf der IHM gratulierte Gräf Thomas Hiller (Bäckerei Rainer Hieronymus, Markt Taschendorf).
Wie knapp der Nachwuchs ist, machte der Bericht von Lehrlingswart Steffen Mergenthaler (Scheinfeld) deutlich: Demnach werden an der Berufsschule in Fürth derzeit elf Bäcker und 12 Bäckerei-Fachverkäuferinnen im ersten Lehrjahr beschult, zudem 13 bzw. 7 im zweiten und 10 bzw. 6 im dritten. Die Ergebnisse der Sommer-Abschlussprüfung lagen mit Notenschnitten von 3,8 bzw. 3,9 in der Theorie und von 2,8 bzw. 3,2 in der Praxis im Trend der letzten Jahre.
Auf zahlreiche Aktivitäten blickte Werbewart Josef Kittel (Fürth) zurück - vom „Bäcker-Startschuss" über Gesellenfreisprechung und Erntedank-Gottesdienst bis zur Verleihung von Meister- und Goldenen Meisterbriefen. Diesjährige Terminhighlights sind die Brotprüfung am 25. Juli in der Kreishandwerkerschaft Fürth und das 300-jährige Bestehen des Bäcker-Fachvereins der Kleeblattstadt, das am 20. Oktober im „Schwarzen Kreuz" gefeiert wird.
Zusätzliche Auflagen kommen auf die Betriebe mit einer neuen EU- Datenschutzverordnung zu. Um Datenlücken à la Facebook zu vermeiden, ist laut Thomas Mörtel, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, ab Mai für Firmen mit mehr als neun Beschäftigten in der Datenverarbeitung ein externer oder interner „Datenschutz-Beauftragter" vorgeschrieben. Kontrolliert wird durch das Bayerische Landesamt für Datenschutz-Aufsicht. Ggf. solle bei jeder Bestellung oder Kartenzahlung, für die Kundendaten gespeichert werden, ein Infoblatt dazu ausgehändigt werden. Den Aufwand fände Mörtel für Thekenbetriebe wie Bäckereien viel zu hoch und sieht noch „Klärungsbedarf". Sinnvoll seien dagegen absperrbare Serverräume oder passwortgeschützte Bildschirmschoner.
Mehr netto für den Arbeitnehmer, weniger Kosten für den Arbeitgeber? Winfried Dicker von der Lohnkonzepte GmbH (Riedering) erklärte, wie mit teils sozialabgabenbefreiten Gehaltsbestandteilen alle Beteiligten profitieren. So könnten Sachzuschüsse wie 44 Euro pro Monat auf eine spezielle Kreditkarte gebucht und vom Mitarbeiter für Einkäufe genutzt, aber nicht abgehoben werden. Mit Bausteinen wie Handykostenzuschuss, Garagenmiete o.ä. ließen sich höhere Steuersätze, die Gehaltssteigerungen wegfressen, vermeiden. Das erlaube der Gesetzgeber ausdrücklich; es komme der Motivation der Mitarbeiter und der Liquidität der Firma zugute.
Weil Kaffee als „das schwarze Gold" gilt und Regionalität auch ein großes Plus von Bäckereien ist, fand die Innungsversammlung im Gebäude der fränkischen Kaffeerösterei „Espressone" in Cadolzburg statt. Gründer und Geschäftsführer Reiner Sulzer (48) demonstrierte, wie die Bohnen aus Ländern von Haiti über Äthiopien bis Indonesien sortenrein 18-24 Minuten bei maximal 214°C geröstet werden, um das perfekte Aroma zu schaffen. Man importiert 90 Prozent selbst von kleinen Erzeugern und verarbeitet mit 20 Mitarbeitern 300 t im Jahr, 40 Prozent davon in Bio-Qualität. Verkauft wird direkt an Firmen wie Uvex, die Innungs-Bäckerei Roland Streicher (Großhabersdorf) oder über Händler wie ebl oder Edeka in Mittelfranken. Der gelernte Maschinenbau-Techniker Sulzer sieht sich als Genuss-Spezialist in handwerklicher Tradition. Für „Frankens beste Bohne" gilt: „Je purer desto besser!"
Fotos: PR