Fleischer-Innung Mfr.-Mitte für neue Ideen im Fachverkauf – Vorstand bestätigt – Bratwurstmuseum eröffnet
Nürnberg/Fürth (pr) - Im Fleischerhandwerk fehlen Fachkräfte, viele weitere gehen bald in den Ruhestand. Wäre es da nicht nötig, v.a. im Verkauf über eine Reform der Ausbildung nachzudenken, um den Beruf attraktiver zu machen und mehr Nachwuchs zu gewinnen? Max Ammon (Fürth), Lehrlingswart der Fleischer-Innung Mittelfranken-Mitte, mahnte in der jüngsten Innungsversammlung im Gebäude der Fleischergenossenschaft Evenord in Nürnberg-Altenfurt zum Handeln. Ideen wie die einer zweijährigen klassischen Verkaufsausbildung mit anschließender einjähriger Zusatzqualifizierung z.B. zur „Fachkraft für Catering" müssten dringend geprüft werden.
Die Zeit drängt, denn der Mangel an Auszubildenden bleibt akut: Laut Ammon stehen im Sommer 20 Fleischer/innen (5 an der Berufsschule Nürnberg, 15 in Fürth) vor der Prüfung, außerdem 28 Fleischerei-Fachverkäufer/innen (14/14). Von letzteren kommen 15 aus Verbrauchermärkten und fünf von der Filialmetzgerei Walk (Berching), also ein Bruchteil aus klassischen Kleinbetrieben. Vorstöße des Lebensmitteleinzelhandels für eine verkürzte Ausbildung oder mehr praxisorientierte Kurse (etwa zur „Lebensmittelfachkraft") stießen im Handwerk oft auf Skepsis. Obermeister Konrad Ammon (Fürth), in Personalunion auch Landesinnungsmeister in Bayern, forderte nun, verkrustete Strukturen aufzubrechen - und dabei zähle vor allem die Meinung junger Leute. Man werde das Thema im Verband „offensiv" angehen. Er schlug in der Sitzung vor gut 20 Zuhörern auch höhere Lehrlingsgehälter vor: 1000, 1100 und 1200 Euro in den drei Ausbildungsjahren.
Der Obermeister rief die Betriebe auf, sich Veränderungen im Zuge der Corna-Pandemie (Personalausfälle, Maskenpflicht) oder der Ukraine-Krise (Höhenflug der Rohstoff- und Fleischpreise) zu stellen und sich zukunftsfähig zu machen. Der Verband helfe dabei mit Seminaren z.B. für Quereinsteiger an der Fleischerschule Augsburg oder mit erfolgreicher Lobbyarbeit wie der Neuregelung, dass Innungsbetriebe künftig keine Hackfleischproben mehr nehmen müssen. Aprops Hygiene: Hier empfahl er eine vom LIV mitentwickelte HACCP-App.
Stv. Obermeister Manfred Weber (Lauf) warb dafür, den LIV zu unterstützen - auch mit einem neuen Gebührenmodell, das ähnlich wie auf Innungsebene neben einem Grundbeitrag einen nach Lohnsumme gestaffelte Zusatzbeitrag vorsieht. Das sei angesichts sinkender Mitgliederzahlen fair, da es kleine Betriebe weniger belaste.
Ärgerlich finden die Innungsmitglieder, dass viele Tageszeitungen im Raum Nürnberg/Fürth keine Presseberichte der Fleischer-Innung veröffentlichen. Die PR-Wirkung der in der ehemaligen Innung Fürth beliebten Plattenschau der Fachverkaufs-Lehrlinge habe auch nachgelassen, so dass laut Max Ammon in Zukunft stattdessen ein professioneller Social-Media-Auftritt mit Interviews und Fotos der Azubis finanziert werden soll.
Die Innung Mittelfranken-Mitte zählt nach Angaben von Geschäftsführer Thomas Mörtel von der Kreishandwerkerschaft Fürth derzeit 90 Mitglieder - nach 103 im Jahr 2020 und 101 im Jahr 2021. Davon sind 50 aktive Betriebe (2020: 66). „Wir können uns dem Trend nicht entziehen, konstatierte Mörtel.
Bei der Neuwahl der Vorstandschaft wurden Obermeister Konrad Ammon und seine Stellvertreter Stefan Wolf (Nürnberg), Stephan Emmert (Wilhermsdorf) und Manfred Weber (Lauf), die Lehrlingswarte Max Ammon (Fürth) und Thomas Hubbes (Nürnberg), Kassier Claus Steiner (Nürnberg) sowie die Beisitzer Georg Meyer, Sven Freyberger (beide Nürnberg), Stefan Siemandel (Wilhermsdorf) und Markus Wendler (Behringersdorf) in ihren Ämtern bestätigt. Die bisherigen Beisitzer Hans Jürgen Förderreuther (Fürth-Poppenreuth) und Michael Schuster (Veitsbronn) schieden aus.
Die Renovierung der beiden Mietshäuser an der Rothenburger Straße 37/37a in Nürnberg geht voran. Laut Projektbeauftragtem Claus Steiner (Nürnberg) hofft man, bis Ende 2022 alle 24 Wohnungen saniert und wieder vermietet zu haben. Zeit, Geld und Nerven kosten derzeit allerdings Klagen von sechs Mietern gegen die Sanierung.
Erfreulich: die Eröffnung des Nürnberger Bratwurstmuseums durch den Schutzverband Nürnberger Bratwürste e.V., in dem Nina Weiß (Nürnberg) die Innungsmetzger als 2. Vorsitzende vertritt. Stv. OM Stefan Wolf kündigte für den Herbst Führungen für interessierte Metzger an. Auch dem Germanischen Nationalmuseum hat die Innung historische Metzger-Fahnen, -Bilder und seltene Bahrtuchschilder zur Verfügung gestellt.
Gute Nachrichten auch aus dem Metzgerschlachthof Fürth: Laut Geschäftsführer Konrad Ammon ist trotz mehrerer Corona-Erkrankungen bis dato kein einziger Schlachttag ausgefallen.
Die neu aufgestellte Evenord präsentierte Genossenschafts-Vorstand Christian Tschulik: Ihr Frischemarkt solle ebenso wie ihre Innovations-Messe (am 8./9. Oktober) wieder Treffpunkt der Metzger werden, ihr Lkw-Lieferdienst weiter ohne Lieferpauschale angeboten werden. Meilensteine für die Zukunft seien die Errichtung einer Photovoltaikanlage und einer Werkstatt für Maschinen und Kältetechnik auf dem Firmengelände sowie neue Angebote an Seminaren und Schulungen. Man fokussiere sich auf die Metzger als Kunden und wolle Probleme der Vergangenheit aus dem Weg räumen: „Unsere Türen stehen immer für Sie offen."
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