Förder-Erfolge und Azubi-Probleme

Fürth/Nürnberg (pr) - Gute und eher schlechte Neuigkeiten gab es bei der Premierenversammlung der zum 1. Januar neu gegründeten Fleischer-Innung Mittelfranken-Mitte zu vermelden: Erfreut zeigte sich Obermeister Konrad Ammon jun. (Fürth), dass Metzger künftig bei Umbauten in der Produktion Fördermittel aus einem Topf des bayerischen Landwirtschaftsministeriums oder für neue Kälteanlagen vom Bundesumweltministerium erhalten können.

„Beängstigend" sind dagegen die Prüfungsleistungen der Azubis. Auf letztere machte Lehrlingswart Max Ammon (Fürth) vor etwa 30 Zuhörern im Gebäude der Kreishandwerkerschaft aufmerksam: Bei der jüngsten Zwischenprüfung sorgten neun angehende Fleischer für Notenschnitte von 3,0 (Praxis) bzw. 4,9 (Theorie), 20 Fleischerei-Fachverkäuferinnen waren mit 3,1 bzw. 4,95 noch schlechter. „Neun wären durchgefallen", konstatierte er. Gering bleiben die Lehrlingszahlen: Aus der alten Innung Fürth stehen derzeit drei Fleischer im dritten, zwei im zweiten und einer im ersten Lehrjahr, Verkäuferinnen sind es sieben, vier und sieben. Dazu kommen im Blockunterricht am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Azubis aus Erlangen, Neustadt/Aisch oder Rothenburg mit teils 80 km Anfahrt.
In der ehemaligen Innung Nürnberg wird laut Lehrlingswart Thomas Hubbes an der Städtischen Berufsschule 3 noch ein Tag pro Woche unterrichtet. Die Lehrbedingungen nach Umbau und Modernisierung seien bestens. Bis 2019 wollen Nürnberg und Fürth ihre Lehrprüfungen angleichen; auch die Plattenschau der Verkaufs-Azubis soll dann gemeinsam stattfinden.

Getrennt waren 2017 noch die Kassen der Innungen, deren Bilanzen stv. Obermeister Stefan Wolf (Nürnberg) und KHS-Geschäftsführer Thomas Mörtel vorlegten. Die Versammlung entlastete die ehemaligen Vorstandschaften und Geschäftsführungen der Innungen aus Nürnberg und Fürth jeweils einstimmig. Nürnberg brachte zwei innungseigene Häuser an der Rothenburger Straße 37/37a in die „Ehe" ein, für die Kassier Claus Steiner (Nürnberg) die Aufsicht übernahm.
Eine Gaststätte und 23 Wohnungen hat man. Eine begonnene Modernisierung, 2017 wurde u.a. eine neue Heizung eingebaut, soll weiter voranschreiten. Mit der Firma Höllrigl steht der Innung eine neue Hausverwaltung zur Seite.

Vor einem weiteren Anstieg der EEG-Umlage, Diesel-Fahrverboten und einem möglichen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest aus Osteuropa warnte Obermeister Ammon in seinem Bericht. All dies würde das Handwerk massiv belasten - wie schon jetzt die Dokumentationsvorschriften zum Mindestlohn. Er lobte die Tatsache, dass für Fleischer-Azubis nun endlich der Schlacht-Sachkundenachweis in der Lehre inklusive ist, und die mit Betriebsbesuchen werbende Initiative „Ernährung macht Schule" des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums. Aber: Die Azubi-Zahlen sinken weiter, obwohl manche Kollegen bis zu 600 Euro auf den Tariflohn drauflegen (ergibt ca. 1300 Euro im dritten Lehrjahr).
Im Metzgerschlachthof Fürth, dem Ammon als Geschäftsführer vorsteht, läuft es gut: Die Zahlen passen, ab 2019 plant man in drei Bauabschnitten die Erweiterung von Stallungen und Kühlbereichen. Modernisierung sei auch wegen steigender Tierschutz-Anforderungen wichtig.

Als zusätzliche Rechnungsprüfer neben Andreas Krugmann (Cadolzburg) und Jan Kehrstephan (Zirndorf) wurden die Nürnberger Georg Zöllner und Friedrich Meier gewählt, als zusätzlicher Arbeitgeber-Vertreter im Berufsbildungsausschuss Stefan Wolf, als Vertreter der Lehrlingswarte/Prüfungsmeister Georg Meyer (Nürnberg) und Jan Kehrstephan. Stefan Siemandel (Wilhermsdorf) ist neues kooptiertes Vorstandsmitglied.

Als prominenter Gastredner legte Dr. Reinhard von Stoutz, Geschäftsführungsmitglied des Deutschen Fleischer-Verbandes im Bereich Wirtschaftsförderung und Öffentlichkeitsarbeit, den Metzgern ans Herz, Gratis-Werbematerialien, Aktions-Flyer, Digitalbilder oder Videos des DFV zu nutzen. Innungsmitglieder können sogar Großflächenplakate über eine beauftragte Werbeagentur (Weischer) für ihren Standort buchen. 2018 unterstützt man Kampagnen zum Thema Barbecue und Fußball-WM unter dem Motto „Grillen wie die Weltmeister". Filme zu Tradition und Ausbildung im Fleischerhandwerk stellt man auf Youtube bereit, Werbeartikel in exklusiven Mitgliederbereichen. Demnächst soll es zudem eine Infoseite für Endkunden unter www.gutergenuss.de geben.

Zusätzliche Auflagen kommen auf Betriebe mit der neuen EU-Datenschutzverordnung zu. Um Datenklau à la Facebook zu vermeiden, ist laut Thomas Mörtel ab 25. Mai für Firmen mit mehr als neun Beschäftigten in der Datenverarbeitung ein externer oder interner „Datenschutz-Beauftragter" vorgeschrieben. Pflicht sei auch für Kleinbetriebe die Meldung von Pannen an das Bayerische Landesamt für Datenschutz-Aufsicht, das Löschen von Kundendaten nach zehn Jahren oder die Dokumentation von Sicherheitsmaßnahmen in einem „Datenschutz-Ordner" - z.B. Absperrung von Serverräumen oder Passwortschutz am Bildschirmschoner. Ob bei jeder Bestellung oder Kartenzahlung, für die Kundendaten gespeichert werden, ein Infoblatt dazu ausgehändigt werden muss? Mörtel sieht noch viel Klärungsbedarf.

Fotos: KHS