Fürther Kreishandwerksmeister Ammon spricht 105 Azubis frei

Den erfolgreichen Auszubildenden gratulierten u.a. KHM Konrad Ammon, Schulleiter Ludwig Englert (B3 Nürnberg), MdL Petra Guttenberger und HWK-Vize Christian Sendelbeck (links, v.u.).

Fürth, 15.09.2018- „Sie stehen am Ende einer jahrtausendealten Tradition, die lebendig ist wie eh und je. Sie sind Handwerker und gut ausgebildete Fachkräfte, die in unserem Land und weltweit geschätzt und gesucht sind." Mit diesen Worten adelte der Fürther Kreishandwerksmeister Konrad Ammon 105 Auszubildenden aus 15 Berufen, sprach sie nach Bestehen ihrer Abschlussprüfungen feierlich von den Lehrlingspflichten frei und erhob sie in den Gesellenstand. Er rief die jungen Leute auf, Werte wie Qualitätsbewusstsein und soziale Verantwortung hoch zu halten, Engagement und Lerneifer zu zeigen. Dann seien sie „die Gewinner von morgen".

Bei der Feier vor über 350 Gästen in der Fürther Stadthalle durften über 60 Nachwuchshandwerker und fast 40 -handwerkerinnen ihren erfolgreichen Lehrabschluss bejubeln. Die größten Berufsgruppen waren die der Friseure mit 17 Absolventen (Innungsbester: Eva Edelthalhammer, Zirndorf), der Fleischerei-Fachverkäuferinnen mit 15 (Prüfungsbeste: Ramona Scharrer, Simmelsdorf), der Metallbauer mit 13 (Innungsbester: Maximilian Gregor Schmidt, Scheinfeld) und der Tischler mit 12 (Innungsbester: Sebastian Schell, Fürth). Freigesprochen wurden auch neun Bäcker (Prüfungsbeste: Klara Mondrejewski, Emskirchen), neun Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, neun Fleischer (Innungsbeste: Marlene Madre,
Nürnberg), sieben Maler und Lackierer (Innungsbester: Antonio Serrantino, Fürth), vier Bäckerei-Fachverkäuferinnen, vier Schuhmacher (Innungsbeste: Franziska Leitenbacher, Petting), zwei Zimmerer (Innungsbester: Jakob Kolb, Oberasbach) sowie je ein Hochbaufacharbeiter, Maurer, Ofen- und Luftheizungsbauer, Bauten- und Objektbeschichter.

Ihnen allen zollte Ammon Anerkennung für ihre Ausdauer und Leistungsbereitschaft in drei langen Lehrjahren. Weiterbildung sei aber angeraten, denn die „Halbwertszeit" des Wissens betrage gerade mal fünf Jahre. Der Metzgermeister aus Burgfarrnbach nannte Bildung die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit - und sie mache fit für Herausforderungen wie die Digitalisierung, der sich auch das Handwerk stellen müsse. Denn der Innovationsdruck steige. Er warnte vor der Sackgasse des Akademisierungswahns: Immer mehr Studenten verlören sich in 2000 Bachelor-Studiengängen, während bis 2030 wohl 4 Mio. Arbeitsplätze in soliden Berufen nicht mehr zu besetzen seien. Diese Lücke könnten die jetzt ausgebildeten Junggesellen füllen helfen und dabei erfolgreich sein. Er schloss mit dem Satz: „Gott schütze das ehrbare Handwerk.

Im Interview mit Friseur-Obermeister Christian Hertlein gratulierten mehrere Prominente den Jugendlichen zu ihrer Leistung. Christian Sendelbeck, Vizepräsident der Handwerkskammer für Mittelfranken, sagte: „Sie haben die Zukunft des Handwerks in der Hand!" Die junge Generation entscheide aktiv mit, inwieweit z.B. Digitalisierung im Betrieb Einzug halte. MdL Petra Guttenberger (CSU) lobte die Durchlässigkeit des Bildungssystems, die auch Handwerkern mit Meisterprüfung z.B. Zugang zu einem Studium eröffne. MdL Horst Arnold (SPD) sprach sich dafür aus, das Handwerk vor Anwälten zu schützen, die die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung zu einer „Abmahn-Welle" nutzen. MdL Harry Scheuenstuhl (SPD) rief die Betriebe auf, stets angemessene Löhne zu zahlen - und die Junggesellen, sich künftig auch politisch zu engagieren.

Fürths Bürgermeister Markus Braun (SPD) nannte den Gesellenbrief einen „Schatzbrief, von dem Sie Ihr Leben lang profitieren" - er sei eine glänzende Basis und biete angesichts des Fachkräftemangels glänzende Karriereperspektiven. Dem Handwerk bescheinigte er, Tradition und Innovation optimal zu verbinden; es sei ein stabilisierender Faktor in Krisenzeiten gewesen und zeige seine soziale Kraft neuerdings auch bei Integration von Flüchtlingen.

Stv. Landrat Franz Xaver Forman betonte, mit ihrer Berufswahl und ihrem Lehrabschluss hätten die Junghandwerker „die Tür zur Zukunft aufgemacht". Er mahnte, vor allem den Anspruch an Top-Qualität immer an erste Stelle zu setzen. Das Handwerk mit 1600 Betrieben, 8500 Mitarbeitern und 480 Azubis sei eine wichtige Säule der Wirtschaft im Landkreis Fürth.

Auch ein Junggeselle kam zu Wort - Fliesen-, Platten- und Mosaikleger Hossein Nabizada, der als Flüchtling aus Afghanistan nach Nürnberg kam. Mit viel Eifer (und Nachhilfeunterricht) hat er gut Deutsch gelernt und seine Lehre geschafft - „Gottseidank!" Sein Chef Stefan Klier (Otto Klier GmbH, Fürth) kennt ihn seit fünf Jahren als höflich, willig und integriert. Trotzdem droht ihm die Abschiebung. Nach langen Debatten mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hofft Klier jetzt auf eine eventuelle Duldung, um seinen neuen Facharbeiter zumindest zwei Jahre länger behalten zu können.
KHM Konrad Ammon, KHS-Geschäftsführer Thomas Mörtel, die Obermeister der Innungen und Ehrengäste überreichten den Freigesprochenen gemeinsam ihre Gesellenbriefe. Mit vielbeklatschten musikalischen Einlagen umrahmte die Rockband „Sajojo" die Feier, bevor sie mit einem Imbiss im Foyer ausklang.