Fürther Metzger-Schlachthof für die Zukunft gut gerüstet

Legte gute Zahlen vor: Die Schlachthofführung um Geschäftsführer Konrad Ammon jun. (Mitte), Beiratsvorsitzenden Gerhard Bickel und Co-Geschäftsführerin Monika Peter mit einem Plan für den Umbau.

Cadolzburg (pr) - Ein neuer Beiratsvorsitzender, neue Höchstwerte bei Schlachtzahlen und Gewinn: Der Metzgerschlachthof Fürth geht personell und finanziell gut gerüstet in eine zweijährige Modernisierungsphase, in der 5,1 Mio. Euro in die Einrichtung an der Siegelsdorfer Straße investiert werden sollen. Im Jahr 2019 stieg die Zahl der Schweineschlachtungen auf 60 740 (2018: 50 210), die der Rinder auf 6783 (3502), die der Schafe auf 1616 (1602). Der Überschuss kletterte auf 93 218 Euro (2018: 49 904 Euro). 

Diese Zahlen legte Geschäftsführer Konrad Ammon bei der Jahreshauptversammlung der Schlachthof Betriebs-GmbH in der Gaststätte „Zur Friedenseiche" in Cadolzburg vor. An seiner Seite war dabei neben Co-Geschäftsführerin Monika Peter erstmals Gerhard Bickel. Der 59-jährige Gründer und Inhaber von „ebl-naturkost" war im Frühjahr nach dem plötzlichen Tod von Bernd Wehr (Röwe Großschlächterei und Viehhandel GmbH) zu dessen Nachfolger als Beiratsvorsitzender gewählt worden. Bickel stammt aus einer Metzgerfamilie und lässt für sein in Fürth ansässiges, 30 Filialen zählendes Bio-Unternehmen seit zehn Jahren in Burgfarrnbach schlachten. Als neuer Vertreter der Firma Röwe zog Werner Waber in den siebenköpfigen Beirat ein.

Weitere Details der Jahresbilanz 2019: Der Umsatz 2018 stieg um gut 8 Prozent auf 922 000 Euro (2018: 851 700 Euro). Durch die höheren Schlachtzahlen und den Freitag als fünftem Schlachttag stiegen die Ausgaben z.B. für den Fleischprüfring, Gas und Energie. Zudem wurden um 20 000 Euro höhere Steuern fällig. Um eine 40-prozentige Anhebung der Tierkörperbeseitigungskosten zu drücken, vermarktet man Schlachtnebenprodukte wie Lunge, Pansen oder Rinderfüße nach Möglichkeit selbst und spart so 10- 12 000 Euro jährlich. Dazu wird seit Juli K1- und K2-Material streng getrennt.

Um finanzielle Rücklagen für den Umbau bilden zu können, gab man heuer die seit fünf Jahren vom Schlachthof getragenen Erhöhungen der Fleischbeschaugebühren als 20-prozentigen Aufschlag an die Schlachtkunden (pro Woche 75-85 Metzger oder Direktvermarkter) weiter. Klagen gegen die Stadt dagegen blieben erfolglos. Trotzdem sei man noch günstig, erklärte Ammon: Eine Schweineschlachtung in Fürth koste ca. 20 Euro, in Thüringen bis zu 80 Euro. Auch bei Schafen (13,80 Euro) liege man im Mittelfeld.

Dass die Personalkosten stiegen (um 18 000 Euro), hat seinen Grund: Man brauche Fachkräfte, damit der Betrieb ordnungsgemäß laufe und z.B. hohe Tierschutzstandards eingehalten würden. Die würden für Verbraucher und Überwachungsbehörden immer wichtiger. Ammon mahnte die Einhaltung der strengen Vorgaben an, die von der Anlieferung bis zur Schlachtung durch Kameras überwacht werden. Wer da nicht mitziehe, werde ggf. von der Schlachtung in Fürth ausgeschlossen, denn er gefährde die Reputation des Schlachthofs und aller gut 330 gelisteten Kunden. Die zeitweise Schließung von Schlachtstätten wie jüngst in Gärtringen seien warnende Beispiele. Hier gelte deshalb: „Null Toleranz!"

Dank der guten Geschäftszahlen konnten 2019 Reparaturen in sechsstelliger Höhe im 1990/91 gebauten Schlachthof aus den laufenden Kosten beglichen werden. „Wir sind gegenüber Banken komplett schuldenfrei!" freute sich der Burgfarrnbacher Metzger. Die Eigenkapitalquote liege bei über 80 Prozent. „Und wir sparen, wo es nur geht." Dank der guten Solvenz hat man seit 2015 auch Gesellschafterdarlehen (ursprünglich 600 000 DM) aus der Bauphase, die mit 5 Prozent verzinst werden, massiv abgelöst - im vergangenen Jahr im Wert von 30 000 Euro. Mit 105 Gesellschaftern ist die Schlachthof Betriebs-GmbH die größte GmbH im Bereich Fürth. 87 Anteilseigner halten ein Stammkapital von 204 000 Euro, 18 stehen mit stimmrechtslosen Anteilen auf der Liste möglicher Nachrücker. Um liquide zu bleiben, beschlossen die gut 25 Anwesenden, den Jahresüberschuss nicht auszuschütten, sondern als Gewinnvortrag und Eigenkapital im Betrieb zu belassen.

Die durch Fach-Architekten geplante Schlachthof-Erweiterung soll demnächst beginnen - sobald alle Genehmigungen z.B. zu Immissionsschutz, Brandschutz, Umweltverträglichkeit und sogar bezüglich möglicher Bodendenkmälern vorliegen. Sie umfasst u.a. eine Verdoppelung der Stallflächen, ein neues Kühlhaus mit kostensparendem, umweltfreundlicherem Kühlsystem und die Neuorganisation von Anlieferung und Abholung durch kreisförmige Verkehrsführung, eine dritte Lieferrampe etc. Die EU-Zulassung müsse zwar nach dem Umbau neu beantragt werden, umfasse aber dann den Gesamtbetrieb - also auch die bisher nicht zugelassene Kuttelei. Laut Ammon wäre damit auch wieder eine Zerlegung vor Ort erlaubt, wofür man einen Extra-Kühlraum einrichten will. Für diese anstehenden Zukunftsinvestitionen hofft er auf Zuschüsse in Höhe von bis zu 50 Prozent aus München, Berlin oder Brüssel. Erste Gespräche mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber wurden bereits geführt. Ammon: „Man wird sehen, was der Politik ihre in der Corona-Krise so oft erhobene Forderung nach mehr regionalen Strukturen wert ist!"

Als überaus erfreulich betrachtet der Schlachthof-Chef, der auch als Ober- und Landesinnungsmeister der Fleischer fungiert, die geschäftliche Entwicklung im Jahr 2020: Der Umsatz stieg von Januar bis September im Vergleich zu 2019 um gut 20 Prozent von 676 000 auf 817 000 Euro, die Schlachtzahlen kletterten bei Schweinen von 43 438 auf 46 301 Tiere, bei Rindern von 2521 auf 2975 und bei Schafen von 1264 auf 1331. Ammon hofft auf weiterhin „organisches Wachstum", das auf kleinen, handwerklich produzierenden Schlachtkunden fußt: „Ich glaube fest an eine Renaissance der Regionalvermarktung."

www.schlachthof-fuerth.de

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