Gold-Meister geeehrt

Fürth- 27.07.2017 - „Sie sind für mich Vorbilder", lobte Thomas Pirner. Der Präsident der Handwerkskammer für Mittelfranken überreichte im historischen Sitzungssaal des Fürther Rathauses acht erfahrenen Kollegen aus sieben Gewerken den Goldenen Meisterbrief für 35-jährige erfolgreiche Meistertätigkeit.
Thomas Mörtel, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Fürth, würdigte dabei die beeindruckenden Familientraditionen.

  • Bäckermeister Klaus Fuhrmann führt in Emskirchen einen seit 1884 bestehenden Betrieb in vierter Generation und bietet zudem ein Sortiment von über 1000 Bio-Produkten an.
  • Metzgermeister Erwin Siemandel hat in Wilhermsdorf seinen 64 Jahre jungen und 1984 von den Eltern übernommenen Betrieb mit Schlachtung 2008 sogar zur EU-Zulassung geführt.
  • Friseurmeisterin Babette Goth ist selbstständig in Ammerndorf tätig und seit ihrer Meisterprüfung 1982 auch Mitglied der Friseurinnung Fürth.
  • Metallbauermeister Günther Herrmann aus Fürth übernahm 1989 den 1961 vom Vater gegründeten Betrieb und setzte neue Schwerpunkte in Metallbau, Sicherheitstechnik, Schlüssel- und Schließanlagen.
  • Metallbauermeister Günter Roch aus Puschendorf ist Gas- und Wasserinstallateur- wie auch Schmiedemeister und hat ein Servicespektrum von Schlüsseldienst bis Rohrreinigung.
  • Kachelofenbauermeister Hermann Seeberger aus Neustadt/Aisch ist auch Installateur- und Fliesenlegermeister mit einem Betriebsspektrum von Sanitär über Solar bis Ofenbau.
  • Maler- und Lackierermeister Harald Thomas aus Fürth ist seit 1984 Mitglied der Innung und engagierte sich lange Jahre als Rechnungsprüfer.
  • Schreinermeister Heinz Hufnagel aus Fürth-Burgfarrnbach hat den 1992 vom Vater übernommenen Betrieb auf Fertigung von Holzfenstern und -türen, Denkmalpflege und Einbruchschutz spezialisiert. Seit 23 Jahren ist er Vorstandsmitglied der Innung, seit 2008 Obermeister und seit 2008 stv. Kreishandwerksmeister.


Allen frisch gebackenen „Gold-Meistern" gratulierten die Obermeister der Innungen und Kreishandwerksmeister Konrad Ammon jun. herzlich. Fürths OB Dr. Thomas Jung dankte den Geehrten vor gut 50 geladenen Gästen für ihre Lebensleistung und dem Handwerk für seine stabilisierende Rolle in der Wirtschaft. Das habe die Kleeblattstadt nicht zuletzt in der Krise nach der Quelle-Pleite 2009 wieder zu schätzen gelernt. Damals hätten Handwerksbetriebe Hilfe angeboten, Lehrlinge übernommen, neue Stellen geschaffen. Seitdem beherbergt Fürth 15.000 Menschen und 7000 Arbeitsplätze zusätzlich.

Stv. Landrat Franz Xaver Formann nannte die Träger des Goldenen Meisterbriefs „die Besten ihres Fachs". Sie verkörperten seit Jahrzehnten Qualitätsbewusstsein und Kreativität und seien in vielen Ehrenämtern aktiv. Ihnen und dem Handwerk, das 30 Prozent aller Lehrlinge ausbilde, gebühre der Dank für die gute Beschäftigungssituation. Die noch immer hohe Wertigkeit des Meistertitels zeige seine heutige Gleichstellung mit einer universitären Qualifikation.

Thomas Pirner als Festredner blickte auf das Jahr 1982 zurück, in dem die acht Handwerker ihre Meisterprüfung ablegten: Die damals (parallel zur DDR) existierende BRD steckte in einer Wirtschaftskrise, 200.000 junge Leute hatten keine Lehrstelle, Skandale wie um die „Neue Heimat" und das Misstrauensvotum gegen Kanzler Helmut Schmidt erschütterten das Land. Als „absolute Spezialisten" ihres Berufs setzten die Handwerker mit der Meisterprüfung auf ihr Können, genossen deshalb das Vertrauen ihrer Kunden und schrieben so „ein Stück Zeitgeschichte". Auch dank ihnen sei das mittelfränkische Handwerk heute mit 22.000 Betrieben, 125.000 Mitarbeitern, 8000 Lehrlingen und 12 Mrd. Euro Jahresumsatz ein Stabilitätsgarant.

Angriffen auf den Meisterbrief und Bestrebungen der EU, über ein neues „Dienstleistungspaket" nationale Berufszulassungen zu verändern, erteilte der Kammerpräsident eine klare Absage. „Das duale Ausbildungssystem ist genau das richtige", betonte er. Denn neben Akademikern brauche Deutschland auch viele fähige Handwerker, die sich flexibel auf die Erfordernisse der „Wirtschaft 4.0" einstellen und die Zukunft gestalten. So wie es die Geehrten seit 35 Jahren konstruktiv und engagiert tun.
Fotos: Birgit Gaßner- Stadt Fürth