Fürther Metzgerschlachthof feierte 25-jähriges Bestehen

Fürth (buc) - Er ist ein handwerklich initiiertes, genossenschaftlich strukturiertes und regional ausgerichtetes Erfolgsmodell: Über 100 Ehrengäste und Mitglieder feierten das 25-jährige Bestehen des Metzgerschlachthofs in Fürth-Burgfarrnbach. Als prominenter Festredner konstatierte Bundesernährungsminister Christian Schmidt: „Mit Ihrem Fleisch der kurzen Wege, Regionalität, Transparenz und Offenheit haben Sie 1991 Zeichen gesetzt und waren Ihrer Zeit weit voraus. Heute sind diese Prinzipien aktueller denn je."

Den Neubau eines Schlachthofs schob Ende der 80er Jahre der damalige stv. Obermeister Konrad Ammon sen. an, als die Stadt die bestehende defizitäre Einrichtung (eröffnet 1881) an der Maxbrücke schließen wollte. 55 Metzger, Viehhändler, Lohnschlächter und Landwirte taten sich zusammen, sammelten 400.000 DM Stammkapital und über 600.000 DM Einlagen. Am 5. November 1990 wurde auf einem 7500 qm großen Grundstück an der Siegelsdorfer Straße der Grundstein gelegt, am 21. März 1991 Richtfest gefeiert. 5,5 Mio. DM kostete der Neubau; die Stadt unterstützte das Vorhaben zwölf Jahre lang mit Zins- und Tilgungszuschüssen. Seit 1993 ist der Schlachthof EG-zugelassen (Stempel „ES 964"), auch nach Qualitätssicherungssystem „QS" und Bio-Richtlinien ist man zertifiziert. 25 Jahre lang schrieb man schwarze Zahlen und ist heute schuldenfrei. Die Schlachthof-Betriebs-GmbH zählt inzwischen 96 Mitglieder.

An historischer Stätte - im alten Schlachthof, der nun als Kulturforum fungiert - hob Beiratsvorsitzender Bernd Wehr (Großschlächterei RÖWE) als wichtige Maxime hervor: „Global denken, regional handeln!" Man beschränke sich auf einen Einzugsbereich von 40 km, was den Stress für die Tiere niedrig halte und der Fleischqualität wie der Umwelt zugute komme. Transparenz vom Stall bis zur Ladentheke sei oberstes Gebot.

Christian Schmidt lobte, diese positive Wirkung strahle auf die ganze Region aus, und dies werde er mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützen. Das Metzgerhandwerk stehe für Herkunftssicherheit und Geschmack; dass dies auch seinen Preis habe, müsse man dem Verbraucher zeigen: „Wasser zahlen und Sekt erhalten, geht nicht."
Der Minister ging auch auf aktuelle Branchenprobleme ein: Man werde prüfen, ob vegetarische und vegane „Würste" diesen Namen überhaupt führen dürften oder ein Verbot wie beim „Analog-Käse" bei Pizza möglich sei. Er sprach sich gegen rechtliche Maßgaben wie verpflichtende „Veggie-Days" gegen ungesunde Ernährung aus, sondern plädierte für Aufklärung und Information. Er sei froh, dass die WHO ihre Thesen gegen Fleischkonsum zurückgenommen habe; wichtig sei bewusster Verzehr, der auch das Tierwohl im Auge habe. Allerdings: „Ein Heidi-Idyll ist leider nicht mehr zu machen." Positiv: Der Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung sei um die Hälfte halbiert worden. Der aus Obernzenn bei Fürth stammende CSU-Politiker betonte, Wachstumshormone u.ä. würden bei uns auch durch die Freihandelsabkommen CETA oder TTIP nicht erlaubt.

Fürths Landrat Matthias Dießl würdigte die bodenständigen Metzger und Schlachthof-Initiatoren, sie hätten Mut und Weitsicht bewiesen: „Regionalität war damals noch kein Thema." So habe man die eigene Existenz auf eine solidere Basis gestellt, denn: „Wenn der Kunde weiß, wo das Fleisch herkommt, isst er es lieber." Wirtschaftskreisläufe nach dem Motto „Gestern geschlachtet, heute im Laden" unterstütze der Landkreis aus Überzeugung mit der Initiative „Gutes aus dem Fürther Land".

„Nie war er so wertvoll wie heute", ergänzte Konrad Ammon jun. als Geschäftsführer des Schlachthofes, Obermeister und Landesinnungsmeister in Personalunion. Der Schlachthof bürge für Fleischqualität und Regionalität - die stärkste Waffe gegen den Druck von Discountern und Handelsketten. Man sei Bindeglied zu den heimischen Metzgereibetrieben wie zu landwirtschaftlichen Tierhaltern und trage als ehrlicher Partner der Verbraucher ökologische wie wirtschaftliche Verantwortung.

Pfarrer a.D. Joachim Fromann, der am 19. Oktober 1991 den Schlachthof feierlich einweihte, würdigte den verantwortungsvollen Umgang der Mitarbeiter mit den Tieren; Tierschutzverstöße wären nicht zu tolerieren. Freilich sei es ein unumstößliches Naturgesetz: „Der Tod des einen ist das Leben des anderen." Und zum täglichen Brot gehöre halt auch Fleisch.

Konrad Ammon jun. und Bernd Wehr ehrten zum Abschluss sieben „Männer der ersten Stunde" für ihren Einsatz beim Schlachthofbau: natürlich Konrad Ammon sen. als „Vater des neuen Schlachthofs", außerdem Pfarrer Joachim Fromann, Erwin Klaußner (ehemaliger Direktor der Evenord-Bank, die den Baukredit zur Verfügung stellte), der ehemalige Obermeister Norbert Lode, Ministerialrat a.D. Dr. Karl-Josef Rauchalles (als Vertreter der übergeordneten Genehmigungsbehörde) sowie der bereits verstorbene SPD-Stadtrat Hans Moreth (dessen Gattin Christa die Ehrung entgegennahm) und der ebenfalls verstorbene Firmenchef Fritz Wehr.

Foto: Buchmann