Mit der Landespolitik an einem Tisch

Suchten das offene Gespräch: Petra Guttenberger (2.v.l.), Horst Arnold (3.v.l.) und KHS-Geschäftsführer Thomas Mörtel mit den Kollegen aus vielen Gewerken.

Fürth, 18.04.2013 (buc) - „Die Politik muss aufpassen: Bei uns staut sich Wut auf!" Von Auswüchsen der Bürokratie über Schwarzarbeit bis zu Subventionen nur für die „Großen": Die Chance, den Fürther Landtagsabgeordneten mal die Probleme ihrer Branche zu schildern, nutzten gut ein Dutzend Fürther Handwerksmeister bei einem „Round-Table-Gespräch" der Kreishandwerkerschaft Fürth. MdL Petra Guttenberger (CSU) und MdL Horst Arnold (SPD) nahmen die Anregungen auf und lobten das Handwerk als „unersetzlich für Ausbildung und Beschäftigung".

Viele Themen brachten im Seminarraum der Kreishandwerkerschaft Fürth Obermeister oder -Stellvertreter u.a. aus dem Zimmerer, Maler- oder Fliesenlegerhandwerk aufs Tapet. Etwa den immensen Verwaltungsaufwand, wenn z.B. 50 Mitarbeiter in 13 verschiedenen Krankenkassen versichert seien und die Vorfälligkeit von Sozialversicherungsbeiträgen zu einem höchst unangemessen hohen Verwaltungsaufwand führt, da doppelte Lohnabrechnungen durchzuführen sind.

Oder die Befürchtung, die steuerliche Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen (2500 Euro/Jahr) solle wieder gestrichen werden. Das konnten die Politiker nicht bestätigen; den Vorschlag, einen größeren Betrag auf mehrere Jahre verteilen zu können, würden beide unterstützen.

Rudi Oswald, Obermeister des Kachelofen- und Luftheizungsbauer-Innung Mittelfranken, regte steuerliche Vorteile für die Erneuerung alter Heizeinsätze in Kachelöfen an - so eine „Abwrackpämie" diene der Umwelt und als Wirtschaftsimpuls. Jürgen Grötsch, stv. OM der Metzger, rügte, finanzielle Erleichterungen für den Mittelstand gebe es nie - 10 Mrd. Euro für Zypern aber würden von der Politik locker „durchgewinkt".

Dass das neue bayerische Landesentwicklungsprogramm Kommunalparlamenten erlaube, Supermärkte bis 1200 qm Fläche zu genehmigen, kritisierte Bäcker-Vorstandsmitglied Karl Gräf. So bluteten die Dörfer weiter aus, das Betriebssterben gehe weiter. Laut Konrad Ammon sen. von der Fleischer-Innung gab es 1962 noch 135 Metzgereien in Fürth, heute sind es noch 31.
„Wir finden keine Bewerber mehr für Lehrstellen", klagten bei der von KHS-Geschäftsführer Thomas Mörtel moderierten Runde nicht nur Vertreter aus dem Bausektor. Kein Wunder, wenn ein Handwerksmeister berichtet, dass Lehrer den Schülern von einer Handwerkslehre abrieten. Dabei sei doch klar: „Wir brauchen nicht nur Studierte, sondern auch Leute, die denen die Häuser bauen." Bei all den Problemen, so hieß es, stehe man langfristig womöglich „auf verlorenem Posten". Dies darf nicht geschehen und muß in der gesellschaftlichen Diskussion thematisiert werden.

Horst Arnold kündigte an, dagegen gemeinsam mit dem Handwerk zu kämpfen. Auch Themen wie gesunde Ernährung durch regionale Produkte müssten den Kunden von morgen schon in der Schule vermittelt werden. Hauptproblem dabei sei wohl die Fixierung der Verbraucher auf Billigpreise.
Petra Guttenberger appellierte, in der Ausbildungsleistung nicht nachzulassen. Das Handwerk stelle bundesweit 14 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, alleine in Fürth seien es 9000 Mitarbeiter in 1580 Betrieben. Sie wolle sich für ein „Konjunkturprogramm für den Mittelstand" einsetzen.