Fürther Schlachthof jetzt auf eigenem Grund
Fürth/Cadolzburg (pr) - Der Metzgerschlachthof in Fürth-Burgfarrnbach steht im 33. Jahr seines Bestehens erstmals auf eigenem Boden: Zum 1. Juli 2024 hat die von 124 Gesellschaftern getragene Schlachthofbetriebs GmbH das 9670 qm große Grundstück an der Siegelsdorfer Straße aus einem Erbpachtvertrag mit der Stadt herausgekauft. 1,1 Mio. Euro lässt man sich das kosten, um den Rücken für geplante zukunftsweisende Modernisierungs- und Ausbaumaßnahmen im Volumen von bis zu 7,5 Mio. Euro frei zu haben.
Für den am 19. Oktober 1991 eröffneten und seit 1993 EG-zugelassenen Schlachtbetrieb (Stempel „ES 964") ein wichtiger Meilenstein, den Fürths OB Dr. Thomas Jung am Dienstag bei einem Kurzbesuch würdigte. Er gratulierte der Einrichtung, die mit Blick auf ihre bäuerlichen Lieferanten und handwerklichen Abnehmer mit „Fleisch der kurzen Wege" wirbt, und wünschte für die Zukunft alles Gute. Ihre regionale Ausrichtung sei zeitgemäß und im Sinne der Kunden und Verbraucher.
Vorausgegangen waren dem Grundstücksverkauf intensive Verhandlungen, wie Schlachthof-Geschäftsführer Konrad Ammon abends bei der Jahresversammlung der Betriebs GmbH in der Gaststätte „Zur Friedenseiche" in Cadolzburg berichtete. Man übernehme die derzeitigen Konditionen des bis 2040 laufenden Erbpachtvertrages für andere Pächter wie die RÖWE GmbH. Um Spekulation mit dem Grundstück zu verhindern, würden weitere 330.000 Euro fällig, wenn es innerhalb von 20 Jahren verkauft würde. Das sei nur fair, findet Ammon. Man plane keinen „Husarenritt", sondern habe vernünftig kalkuliert und nutze Pachteinnahmen auch zur Tilgung. Als Vorteil sieht er: „Jetzt sind wir Herr im eigenen Haus!"
Ähnlich äußerte sich Werner Waber (RÖWE), Vorsitzender des Beirats der Betriebs GmbH: Er habe ab 1974 im alten städtischen Schlachthof gearbeitet, danach im neuen. Nun stelle man die Weichen für die Zukunft.
Das Fundament ist solide: Seit Gründung schreibt der Schlachthof schwarze Zahlen, auch 2023 war trotz einiger Probleme ein erfolgreiches Geschäftsjahr. Man bilanzierte einen Rekordumsatz von 1,322 Mio. Euro (Vorjahr: 1,221 Mio.) und erzielte 136.691 Euro Überschuss. Rückgänge gab es jedoch bei den Schlachtzahlen: 62.100 Schweine kamen an den Haken - 3200 weniger als im Vorjahr (65.300). Die Zahl der Rinder sank auf 2844 (3054), die der Schafe auf 1075 (1240). Ammon sieht als Grund dafür nicht nur die Inflation und den damit einhergehenden Wandel im Kundenverhalten (Sparen beim Einkauf); es mangele oft auch an Schlachttieren - z.B. waren an Ostern kaum Lämmer verfügbar.
Weitere Zahlen aus der Schlachthofbilanz: Das Eigenkapital beträgt stattliche 1,73 Mio. Euro (1,568 Mio.) - eine Quote von 80 Prozent (2021: 76), was Ammon als „sehr gut" bezeichnete. Das Umlaufvermögen betrug 2,1 Mio. , das Anlagevermögen 1,7 Mio. Euro. Mit dem Jahresergebnis ist man zufrieden: „Wir sind auf einem guten Weg." So würden Zukunftsinvestitionen finanzierbar. 2023 wurde u.a. in eine Scheren-Arbeitsbühne zur leichteren Reinigung im Schlachtbereich investiert.
Neben einer Anhebung der Schlachtgebühren um 1 Euro wirkte sich positiv auf das Betriebsergebnis aus, dass der Reparatur- und Materialaufwand dank großer Eigenleistung des Schlachthof-Teams um Dieter Sperber, Hans Rehm, Lorenz Winkler und Martin Schalt gering blieb. Eine höhere Verwertungsquote vieler Schlachtabfälle durch die Eckentaler Naturdärme-Firma Seidel entlastete das Budget bei den Entsorgungsgebühren; das Abfallvolumen sank dadurch von 800 auf 600 t.
Problematisch sind für den von Metzgern, Landwirten und Lohnschlächtern getragenen Schlachthof die hohen Energiepreise. 2023 zahlte man 91.000 Euro für Gas, 99.000 für Strom, 44.000 für Wasser. Ein Dreijahres-Vertrag gebe da laut Ammon keinen Spielraum, aber: „Versorgungssicherheit ist wichtig - und teuer."
Für die geplante Modernisierung und Erweiterung des Schlachthofs sind vor vier Wochen die Baugenehmigungen eingegangen. Geplant sind u.a. eine Verdoppelung der Stallflächen für mehr Tierschutz, ein neues Kühlhaus mit kostensparendem, umweltfreundlicherem Kühlsystem und eine dritte Lieferrampe. Im ersten Quartal 2025 will man Zuschussanträge an EU, Bund und Land einreichen. Hier werde er die Politik an ihren Sonntagsreden messen, erklärte Ammon, der auch Bayerns Landesinnungsmeister der Fleischer ist. Wer regionales Wirtschaften wolle, müsse es auch unterstützen - in Baden-Württemberg oder Hessen würden Neubauten regionaler Schlachtstätten mit bis zu 80 Prozent gefördert. Sei das in Bayern nicht möglich, werde man weiter auf dem bisherigen Niveau wirtschaften.
Von Januar bis Ende Juni 2024 sank die Zahl der Schweineschlachtungen im Vergleich zum Vorjahr um 2078 auf 29.388, die der Schafe um 415 auf 343, der Umsatz um 27.000 Euro. Der Burgfarrnbacher Metzgermeister appellierte an die Mitglieder, auch künftig konsequent in Fürth zu schlachten. Man wolle keine „Großen" wie Tönnies oder Vion, sondern Bauern und Metzger aus Franken als Kunden.
Um liquide zu bleiben, beschlossen die Anwesenden, den Überschuss des Jahres 2023 als Eigenkapital im Betrieb zu belassen. Erfreulich: Die Gesellschafterzahl stieg 2024 um drei auf 127; man ist damit die mitgliederstärkste GmbH im Raum Fürth. Mit Dankesworten und Applaus in den Ruhestand verabschiedet wurde die langjährige Co-Geschäftsführerin Monika Peter.
BUs: Zufrieden mit dem Deal: Schlachthof-Beiratsvorsitzender Werner Waber, OB Dr. Thomas Jung, Schlachthof-Geschäftsführer Konrad Ammon, Metzgermeister und Stadtrat Max Ammon (v.l.).
Legte ein gutes Jahresergebnis vor: Schlachthof-Geschäftsführer Konrad Ammon (stehend) mit Beiratsvorsitzendem Werner Waber und Monika Peter.
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