


Nicht mit Großbetrieben in einen Topf
Fürth/Nürnberg (buc) – „Wir sind Metzger und stehen für regionale Fleischerzeugung und -vermarktung. Wir lassen uns nicht mit den viel kritisierten Großbetrieben der Fleischwirtschaft in einen Topf werfen“, sagt Konrad Ammon (Fürth-Burgfarrnbach). Der Obermeister der Fleischer-Innung Mittelfranken-Mitte mahnt seine Kollegen, das den Politikern klarzumachen – und mit ihnen über Benachteiligungen des Handwerks wie höhere Energiekosten, Konfiskat- und Fleischbeschaugebühren zu streiten. An die Kunden appelliert er, nicht nur Qualität, Regionalität und Tierwohl zu fordern, sondern das beim Einkauf auch deutlich zu machen statt immer nur dem günstigsten Preis hinterherzujagen.
Ammon, in Personalunion Landesinnungsmeister der bayerischen Metzger, berichtete in der Jahreshauptversammlung im Fürther „Haus des Handwerks“ vom Vorstoß von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, für alle Fleischereibetriebe mit über 11,5 Mitarbeitern sollten gleiche Vorgaben gelten. Jeder kleine Metzger mit zwei, drei Filialen säße so mit Branchenriesen wie Tönnies in einem Boot. Obwohl hier keine ausländischen Billiglöhner in Subunternehmen beschäftigt würden, wären hohe bürokratische Auflagen etwa zur elektronischen Arbeitszeitkontrolle zu erfüllen. Das lehnt Ammon für Kleinbetriebe ab – ebenso wie den Zwang, für Kontrollen ohne Befund zu bezahlen.
Akut bleibt der Mangel an Auszubildenden: Nach Angaben von Lehrlingswart Max Ammon werden derzeit sechs Fleischerlehrlinge und 22 Fachverkaufs-Azubis aus Innungsbetrieben an der Berufsschule Fürth unterrichtet, zudem 14 bzw. 24 an der Berufsschule Nürnberg. Erschreckend seien die Noten in den Zwischenprüfungen, die im Theoriebereich kürzlich bei einem Schnitt 5,3 lagen. Wen wundert’s: Manche Prüflinge sprächen kaum ein Wort Deutsch. Den Vorstoß des Lebensmitteleinzelhandels, eine auf zwei Jahre verkürzte Ausbildung „light“ oder mehr praxisorientierte Kurse (etwa zur „Lebensmittelfachkraft“) zu etablieren, stößt im Handwerk auf Skepsis. Konrad Ammon befürchtet eine Verwässerung der Lehre. Stv. Obermeister Stefan Wolf (Nürnberg) fände es wichtig, auch theorieschwache Azubis im Handwerk zu halten. Max Ammon kann sich Berufsbilder wie „Praktiker für Catering“ vorstellen – das Gehalt werde dann aber unter dem eines Gesellen mit offiziellem Abschluss liegen.
Wegen der Sicherheits- und Hygienevorgaben zur Corona-Pandemie muss die traditionelle Plattenschau der Fachverkaufs-Lehrlinge 2020 entfallen, ebenso wie die große gemeinsame Freisprechungsfeier des Fürther Handwerks und der Festumzug zur Michaelis-Kirchweih, an dem die Metzger stets teilnehmen.
Die Innung Mittelfranken-Mitte zählt nach Angaben von Geschäftsführer Thomas Mörtel von der Kreishandwerkerschaft Fürth derzeit 103 Mitglieder – davon 66 aktive Betriebe. Als Rechnungsprüfer wurden Andreas Krugmann (Cadolzburg) und Jan Kehrstephan (Zirndorf) bestätigt.
Vor etwa 25 Mitgliedern berichtete Mörtel vom Teilverkauf des „Hauses des Handwerks“ an der Fürther Freiheit an die Flessa Bank, die ins Erdgeschoss mit einer Filiale einziehen wird. Die KHS behält das Seminargebäude und wird es zur einer neuen Geschäftsstelle mit Seminarbereich umgestalten. In Kürze soll der Startschuss für das Umwelt- und Klima-Projekt „Das Handwerk forstet auf – Pflanz mit uns“ erfolgen, bei dem eine 2400 qm große sturmgeschädigte Fläche in Raum Cadolzburg wieder bepflanzt werden soll; dafür werden Zertifikate ab 150 Euro Wert an interessierte Betriebe verkauft.
Die Renovierung der beiden Mietshäuser an der Rothenburger Straße 37/37a in Nürnberg, die die Metzger der Noris 2017 in die fusionierte Innung eingebracht haben, läuft auf Hochtouren. Laut Projektbeauftragtem Claus Steiner (Nürnberg) sind acht der 24 Wohnungen bereits saniert und wieder vermietet (zu Preisen bis 9,50 Euro/qm), auch die ehemalige Gaststätte als Wohnstätte und Schulungszentrum für Novizinnen eines Schwestern-Ordens in Vierzehnheiligen mit Zehn-Jahres-Mietvertrag. Bei sieben weiteren Wohnungen beginnen in Kürze die Arbeiten. 70 Prozent der 1554 qm Wohn-/Nutzfläche in guter Innenstadtlage wären dann saniert. „Wir sind auf einem sehr guten Weg“, befand Steiner. Das Projekt koste viel Geld (ca. 1,5 Mio. Euro), schaffe aber einen mehr als adäquaten Gegenwert. Gut 5,5 Mio. Euro investiert der Metzgerschlachthof Fürth in seine Erweiterung und Modernisierung, berichtete Konrad Ammon in seiner Funktion als dessen Geschäftsführer. U.a. sollen neue Zutriebe und Kühlräume gebaut, eine neue Kühlanlage und Brühmaschine gekauft werden. „Sehr positiv“ entwickeln sich die Kundenzahlen: Laut Ammon hat man bereits 330 Adressen gelistet, pro Woche werden 65-75 Metzger oder Direktvermarkter bedient. Für die anstehenden Zukunftsinvestitionen hofft man auf Zuschüsse aus München, Berlin oder Brüssel. Ammon: „Man wird sehen, was der Politik ihre Forderung nach regionalen Strukturen wert ist!“
Fotos: Buchmann