




Politiker-Trio setzt Zeichen im Fürther Schlachthof
Fürth (pr) - Wird die Politik künftig kleine und mittelgroße Schlachtstätten, die auf kurze Transportwege und handwerkliche Schlachtung setzen, finanziell fördern? Wenn es nach den mittelfränkischen CSU-Abgeordneten in München, Berlin und Brüssel geht, stehen die Chancen dafür gut. Drei von ihnen waren im Metzgerschlachthof Fürth zu Gast, der sich mit einer Großinvestition von ca. 5,5 Mio. Euro fit für die Zukunft machen will. Für Europaparlamentarierin Marlene Mortler (Lauf) ist klar: „Wenn man einen Green Deal will, muss man dafür auch sinnvoll Geld einsetzen." Der Fürther Schlachthof sei Vorbild für regionale Wirtschaftskreisläufe.
Gemeinsam mit Bundestagsabgeordnetem Christian Schmidt (Obernzenn) und Landtagsabgeordneter Petra Guttenberger (Fürth) diskutierte sie mit den Verantwortlichen über die Perspektiven der 1990/91 gebauten Einrichtung an der Siegelsdorfer Straße 42. Schlachthof-Geschäftsführer Konrad Ammon (Fürth-Burgfarrnbach) betonte, Ziel müsse sein, die heute noch 1800 Schlachtstätten in Bayern zu erhalten. Fürth mit 330 gelisteten Kunden (Metzger, Bauern, Direktvermarkter) und 60.000 Schweine- und 3800 Rinderschlachtungen im Jahr 2019 sei im Vergleich zu Branchenriesen wie Tönnies nur ein Zwerg. Man beschränke sich auf ein Einzugsgebiet von ca. 50 km und sichere so auch das Überleben der kleinen Landwirte und Metzger, die für Großanbieter als Partner gar nicht in Frage kämen.
Das bestätigte Beiratsvorsitzender Gerhard Bickel (Fürth). Mit seiner Firma ebl Naturkost vermarktet er seit 1994 erfolgreich Bio-Produkte - und handwerkliche Schlachtung sei unerlässlicher Bestandteil eines geschlossenen Warenkreislaufs vor Ort. „Wenn Verbraucher beim Metzger Wurstspezialitäten aus der Region kaufen, erwarten sie auch, dass das Tier hier aufgewachsen ist und geschlachtet wurde", unterstrich Thomas Mörtel, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Fürth.
„Wir sind die Juweliere für Fleisch und Wurst", erklärte Konrad Ammon, Metzgermeister und Bayerns Landesinnungsmeister der Fleischer. Was für kleine Metzgereien existenzbedrohend wirke, sei die oft widersprüchliche Handlungsweise der Verbraucher - sie forderten Tierwohl, regionale und handwerkliche Produktion, kauften aber am Ende überwiegend nur nach dem günstigsten Preis.
Dass es trotz aller Debatten um die Missstände in Großschlachthöfen eine Renaissance der kleinen geben wird, wagt Ammon nicht zu hoffen. Aber um ihr weiteres Sterben zu verhindern, sei die Politik gefordert, Ungleichbehandlung zu beenden. Zwei Beispiele dafür: Die Fleischbeschaugebühren könnten laut EU-Vorgabe überall gleich sein. Tatsächlich aber lege jedes Land, jede Stadt, jedes Veterinäramt Unkosten darauf um oder gestatte Mengenrabatte. Im Ergebnis zahle ein Metzger für ein im Betrieb geschlachtetes Schwein bis zu 14 Euro, im Fürther Schlachthof 3,84 Euro und bei Tönnies einen Betrag „im Groschenbereich". Oder: die Entsorgung von Schlachtnebenprodukten (Konfiskate), die zuletzt eine Preissteigerung um 40 Prozent in einem Jahr erlebte. Globalisierte Großschlachtereien aber machten sogar aus diesem vermeintlichen Abfall noch Geld und verkauften ihn mit Gewinn als Spezialität ins meist fernöstliche Ausland. Ammon: „Das alles macht uns schwer zu schaffen. Wir brauchen faire Bedingungen und Luft zum Atmen, sonst sind die regionalen Strukturen, die wir in Bayern zum Glück noch haben, bald weg."
Damit stieß er bei den Politikern auf offene Ohren. Marlene Mortler als „bekennende Wurstesserin" erklärte, die Fleischbeschaugebühren würden von Stadt bzw. Landkreis festgelegt - hier müssten Stadtrat bzw. Kreistag Signale setzen, um die Mehrkosten für kleine Schlachter zu reduzieren. Immerhin gelte es, Franken als anerkanntes Paradies für Genießer zu erhalten. Für die Um- und Neubauten am Fürther Schlachthof hält sie Zuschüsse aus Bayern, Deutschland und der EU für möglich.
Ex-Landwirtschaftsminister Christian Schmidt berichtete von einem Kontakt mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), wonach mindestens zwei Förderprogramme für den Schlachthof infrage kämen. Dass man es in Fürth geschafft habe, 30 Jahre lang schwarze Zahlen zu schreiben, sei aller Ehren wert. Aber Unterstützung sei wichtig, um Modernisierung möglich zu machen und die regionalen Strukturen zu fördern: „Den Mut dazu müssen nicht Beamte haben, sondern wir Politiker!"
MdL Petra Guttenberger kündigte für Monatsende ein Gespräch mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) an, um Förderungsmöglichkeiten auf Landesebene zu ermitteln. Schlachthöfe wie Fürth und regionale Lieferketten seien schließlich das, was Verbraucher und Politik wollten. Sie regte für alle Ebenen eine Initiative an - es sollte nicht nur jeder neue Fleischskandal der Industrie beklagt, sondern positiv für Regionalerzeugung und handwerkliche Spezialitäten geworben werden.
Foto: Buchmann