Der Mittelstand wird vergessen

Der Mittelstand wird vergessen.

Fürth (pr) - Hauptversammlung der KHS Fürth: Handwerker fordern mehr Gewerbeflächen, Bürokratieabbau und einen „Kümmerer" vor Ort. „Handwerkssbetriebe werden mit immer mehr Bestimmungen und Bürokratie gegängelt. Großkonzerne wie Intel unterstützt man mit Milliarden, aber der Mittelstand in Deutschland wird vergessen." Kreishandwerksmeister Konrad Ammon ging bei bei der Jahreshauptversammlung der Kreishandwerkerschaft Fürth im Bayerischen Landesamt für Statistik (Fürth) hart mit der Bundespolitik ins Gericht. Neben hohen Energiepreisen und Fachkräftemangel gebe es aber auch lokal zu verantwortende Probleme - z.B. der Mangel an Gewerbeflächen in Stadt und Landkreis oder das Sterben von Einzelhändlern und kleinen Nahversorgern. Ammon riet der Kommunalpolitik, einen „Kümmerer" einzusetzen, der diesen Notstand gezielt angeht.

Ganze Stadtteile (Dambach, Unterfarrnbach) sind nach Angaben des Burgfarrnbacher Metzgermeisters bereits ohne Bäcker, Metzger oder Geschäft. In Vach habe der Dorfladen nach zwei Jahren wieder geschlossen; Ergebnis auch eines kaum zu erklärenden Verbraucherverhaltens: Der wolle Produkte aus der Region und am Ort, kaufe im Ernstfall aber doch beim Discounter. „Alle müssen umdenken", mahnte Ammon, der wirklich „kritischen Diskurs" in der Öffentlichkeit vermisst - in der Kleeblattstadt, wo ein Haushaltsloch von 60 Mio. Euro klaffe, und in Berlin, wo mit Bürgergeld das Arbeiten unattraktiv gemacht und das Land schrittweise „deindustrialisiert" werde.

In Fürth redet die Kreishandwerkerschaft (KHS) z.B. im Wirtschaftsbeirat mit - und Metzgermeister Max Ammon sitzt für die CSU im Stadtrat. Der Sohn des Kreishandwerksmeisters warnte vor Verkehrsproblemen wegen der anstehenden Sanierung von Straßen und fünf Brücken (z.B. Hafenbrücke für 23 Mio. Euro). Das könne auch Handwerk und Handel in Mitleidenschaft ziehen.

Für die Handwerkskammer für Mittelfranken beklagte Vizepräsident Christian Sendelbeck (Fürth) das Betriebssterben z.B. im Sanitär-Heizung-Klima-Bereich, für das die „Irrfahrt der Politik" und explodierende Preise verantwortlich seien. Für die HWK, die nach abgeschlossenem Umbau und überstandenem Hacker-Angriff wieder handlungsfähig sei, kündigte er künftig mehr Servicequalität und schnellere Anfragenbearbeitung an. Positiv findet er: der verpflichtende „Tag des Handwerks" an Schulen in Bayern und eine Online-Plattform, mit der man junge Leute und Betriebe besser für Berufspraktika zusammenbringen will. Er rief dazu auf, mehr nicht organisierte Betriebe als Innungsmitglieder zu gewinnen und sich politisch zu engagieren; jetzt seien nur zwei Handwerker (u.a. HWK-Präsident Thomas Pirner) im Landtag vertreten.

KHS-Geschäftsführer Thomas Mörtel äußerte sich zufrieden über die gelungene Sanierung des Gesamtareals des in Teilen jetzt ehemaligen „Hauses des Handwerks" in Fürth.

Der Tagungsort der KHS war ein besonderer: Das Statistik-Amt hat eine bis 1808 zurückreichende Geschichte und ist seit 2019 an der Nürnberger Straße 95 ansässig. Gut 500 Mitarbeiter hat die Behörde in Fürth, 200 in Schweinfurt. Mit amtlichen Zahlen wolle man Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erleichtern, sagte stv. Pressesprecherin Franziska Strauch und führte u.a. in die 120.000 Bände umfassende Bibliothek, die vor Ort und online auch Bürgern offen steht. Bibliothekar Tobias Heger-Mühlen zeigte hier historische Werke wie eine Gewerbe-Statistik von 1847 oder „Handwerk in Bayern" von 1949.

Und stv. Sachgebietsleiter Christian Babirat gab einen statistischen Überblick über die große Bedeutung des Handwerks in Fürth: 2021 stellte es 13,1 % der Unternehmen in der Stadt und 20,4 % im Landkreis. Das Handwerk sei insofern „ein wichtiger Faktor der regionalen Wirtschaft

Foto: KHS