Verbraucher und Schüler lernen gutes Brot lieben

Fürth (pr) - Wie kriegt der Frankenlaib seine tolle Kruste? Was ist ein „Vorlaufbrot"? Wie viel verdient man als Bäckerlehrling? Viele Fragen - und die Antworten gab die Bäckerinnung Fürth-Neustadt/Aisch im Rahmen ihrer diesjährigen Brot- und Semmelprüfung. Denn sie verband den freiwilligen Qualitätstest für ihre Betriebe nicht nur mit einem öffentlichkeitswirksamen Verkostungs- und Beratungstag für die Bürger, sondern zugleich mit Berufsinformations-Stunden für Schüler. Als Ehrengast probierte Fürths Landrat Matthias Dießl mit Bestnoten ausgezeichnete Roggenbrote, Baguettes & Co.

Auf den Prüfungserfolg können die Bäcker stolz sein: Von 36 eingereichten und anonym geprüften Proben erhielten 22 die Note „sehr gut", 14 ein „gut" - unprämiert blieb keine einzige! Die zentral gelegene Eingangspassage des „Hauses des Handwerks" an der Fürther Freiheit diente dabei vier Stunden lang als Bühne. Manfred Stiefel vom Verein Deutsches Brotinstitut in Berlin prüfte die Backwaren nach Kriterien wie Geschmack, Krume, Form und Geruch. Bäckermeister Hermann Arndt aus Burghaslach, beantwortete viele Fragen interessierter Zuschauer nach gesunden Inhaltsstoffen (z.B. Mineralien, Spurenelemente) oder Alternativen für Weizen-Allergiker (z.B. Brot aus 100 Prozent Roggen oder Dinkel).

Mit allein 21 eingereichten Broten wurde Arndt seinem Ehrentitel als „Brotbotschafter" der Innung gerecht. Prüfer Stiefel staunte vor allem über das (mit 100 Punkten top-bewertete) „Vorlaufbrot" aus seltenem, hellem Roggenmehl, das Mühlen wegen der geringen Ausbeute heute kaum noch herstellen. In alten Zeiten galt helles Brot als Luxus, weshalb Bäcker es meist nur am Samstag backten; in katholischen Gegenden Frankens wurde es „Römisches" genannt. In Burghaslach würzt man das kleine Stollenbrot mit Anis und Mohn und weckt so Kindheitserinnerungen vieler Kunden.

Die Vielfalt aus den mittelfränkischen Backstuben beeindruckte: Die Palette der 33 Brotproben reichte vom Schwabenlaibchen über Walnussfladen bis zur Bergbauernkruste, vom Bio-Quinoa übers Korn-Katenbrot bis zum „Ur-Werk" aus 100 Prozent Dinkel, Emmer und Einkorn. Die Brötchenauswahl umfasste Schrippen, Rosen- und Dinkelsemmeln. All das durften Passanten in Augenschein nehmen und kleine Häppchen gratis verkosten. Landrat Dießl lobte dabei die hohe Qualität der Handwerksbäcker und outete sich als Fan herzhafter Landbrote und Holzofenaromen.

Spannend fanden diese Einblicke in die Backbranche auch drei Mittelschul- und eine Berufsschulklasse. So nutzten 15 Schüler der Klassen 7a und 7b der Jakob-Wassermann-Schule den Unterricht in Berufs- und Lebensorientierung (BLO) für eine Stippvisite in Begleitung der Konrektoren Cornelia Kastner und Michael Rogge. Solche Ausflüge in die Berufspraxis seien für die 13- bis 14-Jährigen wichtig, erklärte ihre Lehrerin Christine Büttner - denn nach schulisch-handwerklichem Training von Werken über Hauswirtschaft bis Gartenarbeit steht nächstes Schuljahr ein Praktikum an, ggf. auch schon der Beginn der Suche nach einer Lehrstelle für die Zeit nach dem 9. Schuljahr. Bei einem Besuch in der Bäckerei von Obermeister Karl Gräf in Seukendorf haben die Jugendlichen sogar schon mal Backstubenluft geschnuppert.

Über die dreijährige Ausbildung zum Bäcker bzw. zur Bäckerei-Fachverkäuferin in Produktionsräumen, Bäckerladen und Berufsschule informierte sie im Seminarraum der Kreishandwerkerschaft stv. Obermeister Rainer Hieronymus aus Markt Taschendorf. Dabei sei gutes Geld zu verdienen - 565 Euro im ersten, 670 Euro im zweiten und 800 Euro im dritten Lehrjahr (ab Herbst 615/700/820 Euro). Arbeitszeiten ab 3 Uhr nachts seien heute dank Schichtmodellen kein „Muss" mehr; statt schwerer 50-kg-Mehlsäcke trage man heute eher welche mit 20 kg. Groß sei für den Nachwuchs das Lehrstellenangebot, prima die Aufstiegschancen (z.B. zum Meister oder zur Verkaufsleiterin), und Weiterbildungsangebote.

Mit der Erfolgsquote von über 60 Prozent „sehr gut"-Bewertungen in der Brotprüfung zeigte sich OM Gräf sehr zufrieden. Er warb für eine stärkere Beteiligung der 42 Innungsmitglieder und nannte die objektive Produktbeurteilung durch Experten einen unschätzbaren Vorteil: Sie wirke „Betriebsblindheit" entgegen; jeder Fehler werde erläutert, was der Qualitätsverbesserung diene. Die Urkunden für prämierte Produkte (bzw. Medaillen bei dreimaligem Erfolg) seien Qualitätsbelege mit großer Werbewirkung beim Kunden.

Die teilnehmenden Bäckereien und ihre Auszeichnungen:

Bäckerei Hermann Arndt/Burghaslach (16 sehr gut/5 gut), Bäckerei Karl Gräf/Seukendorf (5 sehr gut/6 gut), Bäckerei Rainer Hieronymus/Markt Taschendorf (2 gut), Bäckerei Goldjunge/ Langenzenn (1 sehr gut/ 1 gut).

Die Standorte aller prämierten Bäckereien finden sich im Internet unter www.brot-test.de, alle Einzelbewertungen gibt es über eine eigene „Brottest"-App. www.brot-test.de zu finden.

Fotos: PR