„Tüchtige Praktiker sind überall gefragt“

Zirndorf (buc) - Verkaufs-Fachkräfte im Fleischerhandwerk sollten nicht nur ihre Kunden respektieren und das wertvolle Lebensmittel, mit dem sie umgehen, schätzen; sie müssen auch Wissen, Servicequalitäten und Kreativität mitbringen. All diese vom Fürther Ober- und Kreishandwerksmeister Konrad Ammon jun. geforderten Attribute wiesen jetzt 13 Auszubildende aus den Innungen Fürth, Neustadt/Aisch-Bad Windsheim und Erlangen nach, die anlässlich ihrer praktischen Lehrlingsprüfung eine Plattenschau mit edlen Schinken-Wurst-Arrangements, Kanapees, Fingerfood und Präsentkörben in der Zirndorfer Paul-Metz-Halle gestalteten.

Auf großen Tischen von gut 25 Metern Länge dekorierten die Junghandwerker ihre Tafelfreuden und kreierten dabei originelle Themen: mediterrane Variationen mit Roastbeef auf Rosmarinspieß oder Aprikosenschiffchen mit Ziegenkäse im Glas, dazu Lachshäppchen auf Steinofenbaguette und Schinken auf einer schwarzen Schieferplatte; ein Geschenkkorb mit afrikanischem Flair samt Rotwein, Tee und Schinken; sommerliche Arrangements für den Biergarten mit Bratwürsten und Sonnenblumen; Hochzeitsgrüße aus dem „f" mit Sekt, Rosen und dreistöckigen herzförmigen Kanapees zum Verlieben.
Zwölf junge Damen (darunter mit Simone Schönleben eine angehende Fleischerin mit Wahlbaustein Verkauf) und ein Nachwuchs-Fachverkäufer servierten damit gleichsam auf dem Silbertablett kulinarische Vielfalt. Max Kleinschmager (Ausbildungsbetrieb: Metzgerei Grötsch, Zirndorf) etwa kreierte passend zur EM und zum Bundesliga-Aufstieg der SpVgg Fürth ein Fußball-Ensemble: Auf einem „Kicker"-Spieltisch dekorierte er seine Platten und einen „Vesper-Korb für Sportler" mit Pokalen, Bällen und sogar einer Vuvuzela. Im Interview mit Moderatorin Marie Gomez (Radio N1) erklärte er seine Wahl eines vermeintlichen Frauen-Berufs: „Ich habe schon immer gern gekocht und mit Lebensmitteln gearbeitet."
Appetit auf einen Karibik-Urlaub machte Trimrona Ademaj (Metzgerei Ammon, Fürth-Burgfarrnbach): Sie servierte neben asiatischem Nudelsalat mit Gambas u.a. Schinkenvariationen mit Kiwi-, Orangen- und Ananaskrönchen; und als Deko-Tiere grüßten zwei bunte Papageien.
Dass die Azubis stolz sein durften auf diese Arbeit, bescheinigte ihnen Konrad Ammon jun. Der stv. Landesinnungsmeister lobte, sie seien der „Erfolgsfaktor Mensch", auf den das Handwerk bauen könne. Denn der Kunde erwarte Infos z.B. über den Nutzen fettarmer Wurst oder Tipps zur Fleischzubereitung. Nach der Prüfung warte der Gesellenbrief als Garant für eine erfolgreiche Zukunft. Denn, so Ammon: „Tüchtige Praktiker sind überall gefragt!"
Zirndorfs 1. Bürgermeister Dieter Sebastian würdigte die gezeigte Phantasie und Vielfalt mit Wurst, Käse und Obst. Landrat Matthias Dießl nannte das Handwerk mit seinen 1800 Betrieben eine wichtige Stütze der Wirtschaft im Landkreis: „Und das Handwerk macht alles, was schön ist." Im kulinarischen Bereich outete er sich als Wurstesser mit wechselnden Vorlieben. Gelbwurst möge er sehr, „aber über Wienerle geht nichts".
OStD Wilfried Rost, der Leiter des Beruflichen Schulzentrums Fürth, bezeichnete die Kooperation der drei Landkreise in punkto berufliche Bildung als bestens. Erschreckend sei freilich die gesunkene Lehrlingszahl im Bereich Fleischerei-Fachverkauf - im Jahr 2011 hatte man mit 24 noch doppelt so viele Prüflinge. Mittelfranken habe noch Metzger-Berufsschulstandorte in Roth, Weißenburg, Nürnberg und Fürth; und in der Kleeblattstadt rekrutiere sich aus drei Landkreisen heute nur noch eine Schulklasse. Das Problem sei wohl das Image des Berufs - im Bäckerei-Fachverkauf zähle man noch doppelt so viele Lehrlinge, obwohl im Fleischereifach mehr Fachwissen und Kreativität gefordert sei. Als Ausweg aus diesem Dilemma schlug Rost vor, evtl. die Berufsbezeichnung zu modernisieren, z.B. in „Fachkraft für Verkauf, Partyservice und Catering" oder ähnliches.
Interviewt wurden auf der Bühne nicht nur die „Promis", sondern auch einige Azubis. Und diese freuten sich unisono über die Kreativität, den handwerklichen Anspruch ihres Berufes und vor allem den Umgang mit den Kunden. Innungs-Lehrlingswart Jürgen Grötsch überreichte allen zur Feier des Tages Original-T-Shirts des fränkischen Kabarettisten Michl Müller mit dem goldenen Schriftzug „Fleischerei-Fachverkäuferin".
Das war zugleich der Anfang vom Ende für die vielbestaunten Platten: Die über 100 Gäste, darunter viele Familienangehörige der Lehrlinge, durften das Büfett stürmen und all die Leckereien verzehren.