Fürth als zentraler Berufsschul-Standort?
Entscheidung für Mittelfranken fällt im Herbst - Prüfungsnoten im Tief - „Soziale Medien nutzen"
Fürth (buc) - Voraussichtlich im Herbst 2016 entscheidet sie Regierung von Mittelfranken über die Neuorganisation der Berufsschulen: Werden eventuell zwei Standorte im Bezirk geschlossen und das zentral gelegene Fürth alleiniger staatlicher Beschulungsort für Metzgereiberufe? In der Hauptversammlung der Fleischer-Innung Fürth rief Schuldirektor Wilfried Rost die örtlichen Betriebe auf, mehr Lehrlinge einzustellen, um die Klassen am Standort zu erhalten und seine Zukunftschancen zu erhöhen.
Derzeit gibt es neben der Städtischen Berufsschule Nürnberg die drei staatlichen in Fürth, Weißenburg und Rothenburg - aber die Lehrlingszahlen sinken. 16 Schüler ist das Minimum pro Klasse, und für das Schuljahr 2016/17 wird es laut Rost wohl nur je eine elfte Klasse für Metzger und Fachverkäuferinnen in ganz Mittelfranken geben, mit jeweils ca. 20 Schülern. Vor wenigen Jahren hatte man allein in Fürth noch mehr als 60 Azubis. Auf Nachwuchs durch Asylbewerber brauche man kaum zu hoffen; die seien zwar jung und motiviert, aber meist Moslems und deswegen kaum fürs Metzgerfach hierzulande geeignet. Die düstere Prognose des Studiendirektors: „Wenn es so weitergeht, haben wir bald nur noch einen Schulstandort für ganz Franken, oder später sogar für ganz Bayern." Nach Ansicht von Obermeister Konrad Ammon jun. führt wegen langer Fahrtwege mittelfristig auch kein Weg an Blockbeschulung vorbei.
Die Zahl der Innungsmitglieder, die 1969 noch 141 (!) betrug, sank im Jahr 2015 von 27 auf 25, wie KHS-Geschäftsführer Thomas Mörtel berichtete. Neben den Vollzahlern hat man noch 36 teils beitragsfreie Mitglieder. Einstimmig beschlossen wurde der Innungsetat für 2016, der (bei 4700 Euro Übertrag aus 2015) Einnahmen von 47.177 und Ausgaben von 42.898 Euro vorsieht. Als Kassenrevisoren wurden Josef Messerer und Jürgen Schönleben wiedergewählt.
In seiner Funktion als Geschäftsführer des Metzgerschlachthofs in Burgfarrnbach freute sich Konrad Ammon jun. über stabile Schlachtzahlen. Derzeit begännen Bauarbeiten auf einem 100 x 20 m großen Erweiterungsgrundstück, um Stallungen und Kühlräume zu erweitern. Vor allem der Tierschutz gewinne an Bedeutung. Deshalb: „Der Schlachthof muss sich weiterentwickeln!" Als unkollegial prangerte er grassierenden Fleischhaken-Diebstahl an. Zum 25-jährigen Bestehen des Schlachthofs soll am 25. September im „Kulturforum Schlachthof" in Fürth eine Jubiläumsveranstaltung stattfinden.
Dr. Georg Meiringer vom Veterinäramt Fürth bestätigte: „Im Fürther Schlachthof läuft alles sauber ab." Angesichts harter Vorgaben der Ministerien stehe man aber selbst in der Pflicht, kontrolliere streng und suche stets im Dialog nach Lösungen.
Als Gastreferent legte Stefan Ulbricht den Metzgern ans Herz, Soziale Medien zur Darstellung ihres Betriebes und zur Kommunikation mit den Kunden zu nutzen. Der Pressereferent des Fleischerverbandes Bayern sieht Informationskanäle wie facebook, youtube, myspace, flickr oder twitter gerade für die jüngere Generation künftig als Standard. Ein Betrieb, der nicht einmal eine einfache Internetseite habe oder Bestellungen per E-Mail ermögliche, verpasse wichtige Chancen, für den Verbraucher attraktiv und als Ansprechpartner interessant zu bleiben.
Noch besser wäre laut Ulbricht natürlich die Präsenz in Social Media, z.B. mit immer mal neuen Fotos (vom Theke einräumen am Morgen oder vom Kuttern in der Wurstküche) und Infos. „Das kostet nichts - nur Zeit", und baue Vertrauen beim Kunden auf. Durch Antworten auf deren Anfragen könne man sich eine gute „Online-Reputation" aufbauen und sich von Konkurrenten und Discountern abheben. Echte „Fans" der Metzgerei seien im Fall von bösen Kommentaren (etwa von Tierschützern) wichtige Unterstützer. Der Experte empfahl eine gute Planung für den Weg ins World Wide Web. Unterstützung biete der LIV mit Beratung oder einem Internet-Konzept „i+".
Die Nutzung der Werbematerialien des Deutschen Fleischer-Verbandes empfahl Geschäftsführungsmitglied Dr. Reinhard von Stoutz - egal ob für den Internetauftritt, die Nachwuchswerbung auf Berufsbörsen oder als Lehrmaterial für Schulen. Man hat 32 Info-Filme im Angebot, dazu urheberrechtsfreie Fotos, Flyer, Broschüren, Displays u.v.m. Vieles davon können Innungsmitglieder herunterladen, anderes als Link oder Widget gratis auf ihre Website einbauen. Auf www.fleischerberufe.de finden Lehrstellensuchende eine Datenbank mit Ausbildungsbetrieben oder Spiele, um ihr Talent für Berufe im Fleischerhandwerk zu testen; bis zu 30.000 Besucher hat die Seite monatlich.
Wichtige Termine im Fürther Innungsjahr 2016: Fahrt auf die IFFA (7.-12. Mai), Hauptversammlung der KHS am 10. Mai, Erntedankfestzug am 9. Oktober.