




Geheimnisse der Backstube erschnuppert
Fürth (buc) - Ein Qualitätstest als Werbeevent und Schnupperpraktikum: Gleich einen dreifachen Erfolg feierten die Bäcker aus den Landkreisen Fürth und Neustadt/Aisch-Bad Windsheim mit ihrer diesjährigen Brot- und Semmelprüfung. Denn die Betriebe ernteten für das Beste aus ihren Backstuben nicht nur 23 mal die Note „sehr gut" und 22 mal „gut"; sie lockten neben vielen Verbrauchern auch vier Schulklassen an, um mit Infos und Gratis-Happen künftige Kunden und Nachwuchskräfte für ihr Handwerk zu gewinnen.
Zentral gelegen, diente den Bäckern die Eingangspassage des „Hauses des Handwerks" an der Fürther Freiheit vier Stunden lang als Bühne. Hier prüfte Manfred Stiefel vom Verein Deutsches Brotinstitut in Berlin 58 anonym vorliegende Proben nach Kriterien wie Geschmack, Krume, Form und Geruch, Bäckermeister Hermann Arndt aus Burghaslach beantwortete Fragen der interessierten Zuschauer nach gesunden Inhaltsstoffen (z.B. Mineralien, Spurenelemente) oder Alternativen für Weizen-Allergiker (z.B. Dinkel). Für eine gesunde Ernährung empfahl das Vorstandsmitglied der Bäckerinnung übrigens eine gute Mischung aus den gerade bei der Jugend beliebten weißen Broten wie Baguette oder Fladen und den kräftigen dunklen aus Roggen oder Vollkorn.
„Lecker", „spannend", „interessant", lauteten die Kommentare der Siebtklässler aus der Dr.-Gustav-Schickedanz-Schule, die unter Führung von Lehrerin Petra Krines vor Ort waren. Dieser Ausflug in die Berufspraxis im Bereich Arbeit/Wissenschaft/ Technik sei für die 13- bis 14-Jährigen wichtig, erklärte sie - denn im nächsten Schuljahr steht ein zweiwöchiges Praktikum auf dem Lehrplan, ggf. auch der Beginn der Lehrstellensuche. „Da müssen wir in den Köpfen präsent sein", betonte Bäcker-Obermeister Karl Gräf aus Seukendorf. Denn man brauche dringend Lehrlinge: „Die siebten Klassen sind unsere Zukunft!"
Über die dreijährige Ausbildung als Bäcker/in oder zur Bäckerei-Fachverkäufer/in in Betrieb und Berufsschule informierte stellvertretender Obermeister Rainer Hieronymus aus Markt Taschendorf die Jugendlichen im Seminarraum der Kreishandwerkerschaft. Außerdem über die Aufstiegschancen (z.B. zum Meister oder Verkaufsleiter), die Gehälter, Weiterbildungsangebote und Lehrvoraussetzungen.
Schon mitten drin in der Ausbildung stehen 26 Jungen und Mädchen der 10. Klasse der Berufsschule 1 Fürth, die sich von den Profis Back-Tipps zu Frankenlaib, Laugenbreze & Co. holten. Die 17 Bäcker und neun Konditoren unter Führung von Fachlehrerin Heike Wojtenek erfuhren, was Frankens Backstuben auch an Außergewöhnlichem zu bieten haben. Etwa das Urkorn-Brot aus der Bäckewrei von Georg Miethsam in Großhabersdorf. Es besteht zu je 50 Prozent aus den robusten alten Getreidesorten Emmer und Dinkel, die Landwirt Georg Stürzenhofecker nahe Dietenhofen extra dafür anbaut - unbelastet von Spritzmitteln. Das Korn wird in der Winklermühle in Gustenfelden gemahlen, und seit einem dreiviertel Jahr bäckt Miethsam dreimal pro Woche daraus seine Urkornlaibe. Das Brot habe „viel Biss" und komme bei den Kunden prima an, freut sich der 50-jährige Chef von 45 Mitarbeitern.
Die große Vielfalt aus Mittelfrankens Backstuben beeindruckte auch Manfred Stiefel, der 50 Brotproben aus acht Betrieben und acht Brötchenproben aus drei Betrieben unter die Lupe nahm. Die Palette reichte von Schinken-Zwiebelbrot und Knauzenknüppelbrot über Vollsauer- und Krustenbrot bis zu Quarkmehrkornbrot, Frühlingsbrot, Hosler- und Vorlaufbrot. Im Brötchenbereich lagen Kornkipfle, Ofenkrusti oder Rosensemmeln auf dem Tisch. All das durften Passanten in Augenschein nehmen, verkosten und gratis mit nach Hause nehmen. Mit einer Erfolgsquote von 46 Prozent „sehr gut"- und 44 Prozent „gut"-Bewertungen zeigte sich Karl Gräf sehr zufrieden. Begeistert war er vom PR-Wert der Aktion: „50 Prozent unserer Brotprüfung dienten heuer der Publikumswirksamkeit!"
Hier die teilnehmenden Bäckereien und ihre Auszeichnungen: Bäckerei Hermann Arndt/Burghaslach (17 sehr gut/6 gut), Bäckerei Karl Gräf/Seukendorf (5 sehr gut/5 gut), Bäckerei Georg Miethsam/Großhabersdorf (1 sehr gut/5 gut), Bäckerei Herbert Dünisch/Emskirchen (2 sehr gut/2 gut), Bäckerei „Goldjunge"/Langenzenn (2 sehr gut/3 gut), Bäckerei Rainer Hieronymus/Markt Taschendorf (2 gut), Bäckerei Michael Körber/Langenzenn (2 gut), Bäckerei Robert Schindler/ Markt Erlbach (1 gut). Die Standorte aller prämierten Bäckereien finden sich im Internet unter www.brot-test.de, alle Einzelbewertungen gibt es über eine eigene „Brottest"-App.
Foto: Buchmann