Kongress für energieeffiziente Kälteanlagen

Fürth (pr) - Die massive Erhöhung der EEG-Umlage um 47 Prozent trifft die energieintensiven Betriebe des Lebensmittelhandwerks ins Mark: Nach Aussage des Fürther Kreishandwerksmeisters Konrad Ammon jun. werden z.B. der Schlachthof Fürth oder eine mittelgroße Bäckerei mit über 10.000 Euro von 2012 auf 2013 zusätzlich jährlich belastet. Neben staatlicher Förderung für Energiesparmaßnahmen forderte deshalb Dr. Gert Bruckner vom Bayerischen Wirtschaftsministerium in einer Podiumsdiskussion im Hotel „Pyramide" Entlastung bei den Stromkosten und einen „Befreiungsschlag" gegen das Erneuerbare-Energien-Gesetz.

Gut 75 Teilnehmer aus ganz Bayern - Metzger, Bäcker, Energieberater - verfolgten die Debatte im Rahmen eines Kongresses „Energieeffiziente Kälteanlagen im Nahrungsmittelhandwerk im Umfeld steigender Strompreise", den die Handwerkskammer für Mittelfranken, Kreishandwerkerschaft Fürth, Fleischer-Innung Fürth sowie der Bundesverband des Kälteanlagenbauerhandwerks organisiert hatten. Der Anstieg der (für den Atomausstieg und die Energiewende gedachten) EEG-Umlage von 3,59 auf 5,277 Cent pro Kilowattstunde Strom zum 1. Januar erhitzte dabei die Gemüter.

Bruckner, Leitender Ministerialrat und Abteilungsleiter für Handwerksfragen, nannte die garantierte Einspeisevergütung für Öko-Strom „irrwitzig" - 150 bis 170 Mrd. Euro würden damit bis 2020 verbraten, Energie teils am Bedarf vorbei produziert und ggf. billig „verramscht". Der Preis aber gehe in die Höhe. Die Energiewende hätte weniger den Verbrauchern als den Anbietern aufgebürdet werden müssen.

Im Handwerk besonders betroffen sieht der Beamte die Metzger und Bäcker. Modernisierung eröffne hier große Sparmöglichkeiten, da in ihre Kältetechnik 50 bzw. 30 Prozent des Stromverbrauchs fließen. Wie man's richtig macht, habe Konrad Ammon jun. gezeigt - der Metzgermeister belegte Platz drei beim „Deutschen Kältepreis" 2012. Burkert ermunterte zu Investitionen. Diese amortisierten sich schnell; der Bund habe dafür auch KfW-Fördermöglichkeiten geschaffen. Er mahnte: „Man darf nicht das Handwerk, das Beschäftigung und Ausbildung fördert, durch das EEG knebeln und kaputtmachen."
Laut Handwerkskammer-Präsident Heinrich Mosler gibt es noch 577 Metzgereien, 337 Bäckereien und 71 Konditoreien in Mittelfranken. Die zu erhalten, sei wichtiger als „offshore" produzierter Strom, der gar nicht genutzt werde. Das „ohne Regieanweisung" konzipierte EEG müsse dringend korrigiert werden. Auch dass z.B. die VAG-Verkehrsbetriebe von der Abgabe befreit seien, sei absurd. Denn Busse und Bahnen würden ja kaum ins Ausland verlagert.
Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung ermunterte die Betriebe, mit Stromproduktion zum Eigenverbrauch die Kosten zu senken. Als „Solarstadt" habe Fürth Erfahrung und berate alle Interessenten. Er sprach sich für eine pauschale Förderung bei Erneuerung von Kälteanlagen aus; in Baden-Württemberg hilft das Land mit je 5000 Euro. Zu bedenken gab er in der EEG-Debatte, dass zuvor auch die Atomindustrie massiv gefördert wurde - aber über Steuergelder, nicht über den Strompreis.
„Wir zahlen für die Befreiung der Industriebetriebe", kritisierte Konrad Ammon. Während McDonald's oder Wiesenhof unbelastet bleiben, müsse ein kleiner Metzger 4500 Euro jährlich berappen, ein großer Bäckereibetrieb sogar 25.000 Euro. Damit verschlechtere sich die Ertragslage im Handwerk weiter, der Strukturwandel verschärfe sich.
Auf jeden Fall lohnenswert nennt er Investitionen in den Kältebereich. Er hat in seiner Burgfarrnbacher Metzgerei zwei Verbundanlagen mit neuester Regelungstechnik und Edelstahlverdampfer installiert, die Wärmerückgewinnung erneuert etc. Ergebnis: gut 50 Prozent weniger Energieverbrauch. Aber: Er musste jeden investierten Cent selbst zahlen - gefördert werden nur Großanlagen (ab 150.000 kWh/Jahr), wie sie vielleicht fünf große Metzgereien und zehn Bäckereien im Bezirk haben. Eine Regelung, die „völlig an der Realität vorbeigeht" und die Ammon seit Jahren bekämpft.

Tipps zum Energiesparen im Betrieb gaben in der „Pyramide" nicht nur HWK, IHK, Sparkasse und infra Fürth oder die Flessa-Bank, sondern auch sieben fachkundige Referenten. Ihre Vorträge reichten thematisch von der Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz der Kältetechnik übers Kühlen und Heizen mit Blockheizkraftwerken bis zu Fördermöglichkeiten für neue Kälteanlagen. Als Leitmotiv könnte eine Aussage von Dirk Schlehuber (Munz Kälte und Klimatechnik GmbH) gelten: „Die Investition in effiziente Kältetechnik schont die Umwelt und auf Dauer auch den Geldbeutel. Man sollte es tun!"