Lehrlingszahlen brechen weiter ein

Fürth (buc) - Die Horrorzahlen lauten: 129 - 110 - 106 - 84 - 73. Sie zeigen den Einbruch bei den Lehrlingszahlen für Metzger und Fleischerei-Fachverkäuferinnen am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Fürth von 2010 bis 2014. Im Jahr 2015 sind es laut Schulleiter Wilfried Rost für beide Berufe nur noch 67 Azubis in drei Lehrjahren. Er machte Mut, Nachwuchs auch unter Flüchtlingen zu suchen und ihnen Praktika anzubieten: In sieben Integrations- und Deutschlern-Klassen an der Schule habe man bei diesen große Motivation, Interesse und problemloses Sozialverhalten festgestellt.


Bei der Herbstversammlung der Fleischer-Innung Fürth berichtete Rost von gerade noch elf Fleischern im ersten Lehrjahr - obwohl sogar Schüler aus Weißenburg dabei sind, wo keine Klasse mehr gebildet werden konnte. Dazu kommen noch zwölf Fachverkäuferinnen. Grund der Misere: Obwohl die Lebensmittel-Berufe anspruchsvoll seien, hinke man beim Image hinterher. Die Schreiner zählten 60 neue Azubis, die Gärtner 61. Über kurz oder lang, so Rost, werde es im Bezirk wohl statt drei nur noch einen Schulstandort (neben der Städtischen Berufsschule Nürnberg) geben; dann sei Blockbeschulung wahrscheinlich.

Vor gut 20 Innungsmetzgern im „Haus des Handwerks" rief Obermeister Konrad Ammon jun. auf, den Berufsbildungskongress vom 7. bis 10. Dezember im Nürnberger Messegelände zur Imagewerbung zu nutzen. Vor tausenden Schülern aus ganz Bayern betreiben die mittelfränkischen Metzgerinnungen und ihre Azubis dann eine Gläserne Wurstküche. Eine Ursache für den Nachwuchsmangel sieht er auch im Betriebssterben: So gebe es auf Fürther Stadtgebiet für 125.000 Einwohner nur noch acht Metzgereien und fünf Bäckereien; die Innung für Stadt und Land zählt noch 27 Fleischereibetriebe.

„Unser Grundproblem ist das Image. Das müssen wir mit einer Kampagne angehen, uns sauber aufstellen und zeigen, dass wir Gutes tun", erklärte dazu Christian Sendelbeck. Der neu gewählte Vizepräsident der Handwerkskammer für Mittelfranken stammt aus Fürth, hat hier einen Haustechnik-Betrieb und ist Lehrlingswart der Innung Sanitär-Heizung-Klimatechnik. Er mahnte, man müsse zurückfinden zum Bild des ehrlichen Handwerkers, bei dem der Handschlag noch eine Qualitätszusage sei. Gerade in punkto Ernährung finde derzeit beim Konsumenten ein Umdenken statt; hoffentlich sei es für das durch „Geiz ist geil" gebeutelte Lebensmittelhandwerk nicht zu spät. Der 39-Jährige will sich gegen Bürokratisierung, unfaire Subventionen für Großbetriebe und einseitige Entscheidungen der Politik einsetzen.

Beim Kampf gegen den Nachwuchsmangel sei Aufklärung von Schülern, Lehrern und Eltern nötig. Denn dass 70 Prozent unbedingt aufs Gymnasium wollen, führe später zu Studienabbruchsquoten von 50 Prozent schon im 1.Semester. In Bayern gebe es derzeit viermal mehr Architekturstudenten als Maurerlehrlinge: „Wer soll denn die Häuser bauen?", fragte der Redner. Man müsse die „Soft Skills" des Handwerks herausstellen, Grundvertrauen, Stolz und Verlässlichkeit. Und der Meister sei als gleichwertig mit dem Bachelor anerkannt.

Beim Thema Flüchtlinge begrüßte Sendelbeck die „3+2-Verträge" von Städten wie Nürnberg, die eine Abschiebung während einer dreijährigen Handwerkslehre und zweijähriger Berufspraxis verhindern. Nur wenn der Betroffene straffällig werde oder falsche Identitätsangaben mache, falle dieser Schutz weg. Diese „Win-win-Vereinbarung" werde z.B. im Baubereich schon positiv angenommen. Die Flüchtlingswelle werde nicht das komplette Nachwuchsproblem lösen, könne aber eine große Chance und Bereicherung sein. Appell des Kammer-Vize: „Nehmen Sie die jungen Leute bei der Hand, dann schaffen wir's."

Fleischlose Würste von Rügenwalder & Co., eine „Tierwohl"-Initiative der Handelskonzerne, die Rinder und Geflügel komplett ausnimmt? Für Konrad Ammon jun. absurde Auswüchse des Marktes. Dr. Georg Meiringer vom Veterinäramt der Stadt hält sie für gesetzeskonform und auf Wettbewerbsvorteile zielend. Die Metzger sollten da mit ihrer bewährten Qualitätsstrategie gegenhalten und ggf. ihr Angebotsspektrum a
Als Gastreferent gab Lars Bubnick, Betriebswirtschaftlicher Berater des Fleischerverbandes Bayern, Tipps für die Betriebsübergabe und die Erstellung eines „Notfallplans", um auf den kurzfristigen Krisenfall vorbereitet zu sein. Schlüssel für die Metzgerei, Lieferantenadressen, Testament, Versicherungsunterlagen, Passwörter etc. sollten griffbereit sein, Unterlagen immer mal wieder aktualisiert werden. Sonst könne schon ein zweiwöchiger Ausfall des Chefs z.B. durch Unfall existenzbedrohend für den Betrieb werden. Hilfe leisten dabei Steuerberater, Versicherer, Rechtsanwalt oder LIV. Bubnick: „Man schläft damit ruhiger."
ktualisieren. Seltsam findet er, dass Vegetarier überhaupt den Begriff „Wurst" brauchen, um etwas Fleischloses zu mögen.