













„Sie sind heiß umworbene Fachkräfte“
Fürth (pr) - „Mit Ihrer Berufswahl im Handwerk haben Sie auch auf Werte wie Qualitätsbewusstsein und regionale Verwurzelung gesetzt. Seien Sie stolz darauf - als Junggesellen und Junggesellinnen sind Sie von vielen Betrieben heiß umworbene Fachkräfte!" Das bestätigte der Fürther Kreishandwerksmeister Konrad Ammon 75 Auszubildenden aus 13 Berufen anlässlich ihrer feierlichen Freisprechung von den Lehrlingspflichten.
Er rief sie auf, den Gesellenbrief als ertragreiches „Wertpapier" zu betrachten; es eröffne Chancen wie Meisterprüfung oder Selbstständigkeit.
Bei der Feier vor über 200 Gästen in der Fürther Stadthalle durften gut 50 Nachwuchshandwerker und zwei Dutzend -handwerkerinnen ihren erfolgreichen Lehrabschluss bejubeln. Die größten Berufsgruppen waren die der Friseure mit 16 Absolventen, die der Tischler mit 13 (Prüfungsbester: Benjamin Florian Mangholz, Tuchenbach) und die der Maler und Lackierer mit neun (Prüfungsbester: Marco Haak, Zirndorf). Freigesprochen wurden auch sieben Metallbauer (Prüfungsbester: Philipp Schnierstein, Zirndorf) und sieben Schuhmacher/innen (Prüfungsbester: Alexander Stadter, Fürth), fünf Bäcker/innen, vier Bäckerei-Fachverkäuferinnen, drei Fleischer, drei Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, drei Zimmerer (Prüfungsbester: Daniel Schuh, Langenzenn), zwei Fleischerei-Fachverkäufer/innen, zwei Spengler und ein Schneidwerkzeugmechaniker.
Ihnen allen zollte Ammon Anerkennung für ihr Engagement. In einer Zeit des schnellen Wandels, der Digitalisierung und Globalisierung sei das Handwerk auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ausgerichtet. „Denn digitale Wurst mag ich nicht", scherzte der Ober- und Landesinnungsmeister der Fleischer. Von der Politik forderte er gleiche Chancen für Kleinbetriebe, die sich gegen Großkonzerne oft benachteiligt fühlen, warnte vor überbordenden bürokratischen Auflagen, Fahrverboten für dieselbetriebene Handwerker-Fahrzeuge und Angriffen der EU auf den qualitätssichernden Meisterbrief. Mit Blick auf den Fachkräftemangel mahnte der Kreishandwerksmeister flexiblere Arbeitszeiten auch für Ältere und Einwanderungsregelungen für beruflich Qualifizierte an. Den Nachwuchs aus Fürther Betrieben sprach er frei und schloss mit dem Satz: „Gott schütze das ehrbare Handwerk.
Im Interview mit Friseur-Obermeister Christian Hertlein gratulierten mehrere Prominente den Jugendlichen zu ihrer Leistung. MdB Carsten Träger (SPD) bestätigte, das Handwerk habe dem Akademisierungswahn zum Trotz immer noch goldenen Boden. Über die Berufswahl entscheide aber jeder individuell. Er äußerte ein „klares Ja" zum Dualen System der Berufsausbildung, das längst auch die OECD als vorbildlich anerkenne, und will sich für eine Kostenbefreiung der Meisterprüfung (wie ein Uni-Studium) einsetzen.
Fürths Oberbürgermeister Dr. Thomas Jung (SPD) versprach, das Handwerk werde von der wirtschaftlichen Dynamik der Kleeblattstadt - bei Baugenehmigungen unter den Top 5 in Deutschland - profitieren. Den Betrieben dankte er für ihre stabilisierende Rolle nach der Quelle-Pleite 2009. Den Freigesprochenen gratulierte der OB zum Erfolg und der Tatsache: „Im Handwerk sieht man jeden Tag sofort, welche Leistung man vollbracht hat, in der Politik nicht!"
Stv. Landrat Franz Xaver Forman nannte die Freisprechung einen „Schritt ins freie Leben", der Perspektiven wie Meisterkurs oder auch ein Studium eröffne. „Verlieren Sie nie den Glauben an Ihren eigenen Weg", riet er. Das Handwerk mit 1600 Betrieben, 8500 Mitarbeitern und 500 Azubis sei eine wichtige Säule der Wirtschaft im Landkreis Fürth.
Auch einige der Junggesellen kamen zu Wort, so Friseurin Annika Rose aus Fürth. Sie freut sich über ihren kreativen Beruf und hat schon eine mögliche Selbstständigkeit ins Auge gefasst. Ihre Chefin Birgit Plack gab Eltern den Rat, ihren Kindern das Interesse an Berufen nahezubringen, die sie selbst als Kunden schätzen. Mit einer guten Ausbildung, Spaß am Beruf und Weiterlernen (von Seminaren bis zum Besuch von Modenschauen) sei dann der Erfolg schon fast garantiert.
KHM Konrad Ammon jun., KHS-Geschäftsführer Thomas Mörtel, die Obermeister der Innungen, Ortsbürgermeister und Ehrengäste wie MdL Petra Guttenberger (CSU), MdL Horst Arnold (SPD) und MdL Harry Scheuenstuhl (SPD) überreichten den Freigesprochenen gemeinsam ihre Gesellenbriefe. Mit vielbeklatschten musikalischen Einlagen umrahmte das zweiköpfige „Trommelmobil" aus Nürnberg die Feier, bevor sie mit einem Imbiss im Foyer ausklang.
Fotos: Buchmann